Gespräche über weltweite Politik und Gesellschaft

Das ist bei mir auch der Grund, warum ich Alkohol sehr kritisch gegenüberstehe, beide Großväter waren Alkoholiker. Aber ich habe gar keine Lust, mich dafür auf einer Feier zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen, weil ich nichts trinke.

Zum Glück kommt das inzwischen kaum noch vor, weil in meinem Freundeskreis alle Bescheid wissen und meine engsten Freunde sowieso selbst keinen Alkohol mehr trinken.

Ich habe auch früher immer schon darauf geachtet, wie viel in meiner Umgebung getrunken wurde. War mir der Pegel zu hoch, bin ich gegangen, weil ich angetrunkene Menschen einfach eklig finde. Mich widert es an, wenn jemand einen sitzen hat. Die wenigsten werden dann wirklich „lustig“, sondern einfach nur albern und niveaulos.

Die Gefahr beginnt für mich aber schon viel früher: Es gehört gesellschaftlich einfach zum Erwachsensein dazu, Alkohol zu trinken, und hierin sehe ich das größte Risiko für die jungen Leute. Man trinkt nicht, weil es so lecker schmeckt, sondern weil es den Eintritt ins Erwachsenenleben markiert. Die gesüßten Alkopops und Wodkamischungen sind hier sehr problematisch, weil sie den an sich oft als unangenehm empfundenen Geschmack von Spirituosen übertünchen. Zum meiner Zeit haben viele Mädels aus meinem Jahrgang Erdbeer Limes, „Gummibärchen“ (war igendwas süßes Schnapshaltiges) oder kleiner Feigling bis zum Abwinken getrunken, teilweise wurde man in Diskos auch mit ersten Gratis-Drinks angefixt, genauso, wie damals noch aggressiv Promotion für Zigaretten gemacht wurde. In Clubs waren immer Leute mit großen Taschen unterwegs, die umsonst Zigarettenpackungen verteilt haben, das war gang und gäbe. Ich weiß nicht, ob es das heute auch noch gibt, ich hoffe aber nicht.

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Je älter ich werde, desto mehr staune ich darüber, wie anders meine Welt als Eure ist.

Noch nie habe ich etwas getan, das ich nicht wollte. Wenn das verlangt worden wäre, wären das keine Menschen gewesen, mit denen ich Zeit verbringen wollte.

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Wie meinst Du das in dem Zusammenhang? Hab ich mich irgendwo missverständlich ausgedrückt? Ich habe selbst immer schon mein Ding durchgezogen, weil es mir nie wichtig war, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören oder cool zu sein. Auch wenn ich generell ein introvertierter Mensch bin, war ich diesbezüglich immer schon sehr selbstbewusst, das muss sich ja nicht ausschließen. Ich habe also auch nie etwas getan, das ich nicht wollte, und wenn ich die einzige war, die aus der Reihe tanzte. Aber es gibt eben auch junge Leute, die für Gruppendruck empfänglicher sind, und sich gerade in der Pubertät, die mit der Suche nach der eigenen Identität ja eine sehr sensible Phase ist, unsicher fühlen. In diesem Alter ist die Gefahr für eine Alkoholabhängigkeit besonders hoch. Daniel Wagner hat das in seinem biografischen Buch „Trocken“ auch sehr bewegend beschrieben.

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Auch ich habe nie zu den Menschen gehört, die sich dem Gruppendruck gebeugt haben. Egal, ob rauchen, trinken, kiffen, Fleisch essen, Markenklamotten, heiraten, Kinder… Ich mache das, was sich für mich richtig anfühlt. Damit habe ich meine Mutter schon als Kind in den Wahnsinn getrieben.

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Ich meine das ganz allgemein zum Thema. Kein bisschen auf Dich bezogen

Ich hab ein wenig darüber nachgedacht. Ich glaube, ich nehme solche Fragen (z.B. warum ich nichts trinke, ob ich schwanger sei usw.) einfach als Frage, ganz ohne Provokation oder Hintergedanken, eben reine Neugier, Interesse, Konversation.

Daher gab/gebe ich einfach meine Antwort. Bisher hat niemand sich weiter daran gestört.

Wie Elchie schon schrieb, so bin ich, nimm mich so an oder gar nicht.

Ich meine einfach, man sollte manche Fragen einfach nicht als Angriff auffassen. Antworten übrigens auch nicht. Weder live noch virtuell.

Ah, okay, jetzt verstehe ich. Es kommt für mich immer ein bisschen darauf an, wie die Frage gestellt ist und wer sie stellt, ob da vielleicht ein unangenehmer Unterton oder so mitschwingt. Wenn jemand aus ehrlichem Interesse fragt, ist es okay für mich. Wenn mir aber zB ein Kellner im Hotelrestaurant am ersten Abend erklärt, dass ein bisschen Alkohol aber doch ganz gesund sei, nachdem mein Mann und ich ihm gesagt haben, dass er unseren Tisch die Woche über nicht mit Weingläsern eindecken muss, weil wir keinen Alkohol trinken, empfinde ich das als grenzüberschreitend. Zumal mein Mann Epilepsie hat und Alkohol da verheerend sein kann. Das kann der Kellner nicht wissen und geht ihn auch nix an. Sowas ärgert mich. Woher will der Kellner wissen, dass da nicht vielleicht zwei trockene Alkoholiker vor ihm am Tisch sitzen, bei den so ein Spruch auch gänzlich unangebracht wäre. Solche Bemerkungen bekommt man leider immer wieder, zB auch beim Konditor, wenn man gezielt nach Kuchen ohne Alkohol fragt (oft ist in der Marmeladeschicht auf dem Mürbteig etwas Likör drin. Wir haben hier zB einen Konditor, beim dem außer im Obstkuchen jeder Kuchen Alkohol enthält). Da regen mich Antworten a la „so schlimm ist das bisschen Alkohol doch nicht“ einfach auf. Inzwischen lässt mich mein Mann sicherheitshalber vorkosten, weil wir schon ein paarmal falsch informiert wurden.

Es sind also bei mir meist fremde Menschen, deren Bemerkungen mich ärgern, und die einen gefühlt in die Defensive bzw. in den Rechtfertigungsdruck drängen wollen, was einfach unangebracht ist, aber den gesellschaftlichen Stellenwert von Alkohol widerspiegelt.

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Ich habe auf die Frage des Cousin meines Mannes, warum ich Saftschorle trinke, mal geantwortet, dass ich bei meinem Migränemittel keinen Alkohol trinken darf. Daraufhin kam die entsetzte Frage: „Wie, auch keinen Wein?!?“ Mehr als ein: „Ehm, nein“, ist mir darauf nicht eingefallen.

Genau das meinte ich - Du empfindest das so, aber eben weil Du da (nicht negativ gemeint) empfindlich bist. Der Kellner wollte vermutlich nur nett sein und es gehört ja auch zu seinem Job. Verstehst Du, was ich meine?

Auch das empfinde ich als Außenstehende als nicht schlimm. Er dachte vermutlich, dass man bei Medikamenten keinen harten Alkohol trinken darf und findet Wein (möglicherweise auch als Schorle) nicht so schlimm. Wer keine Medikamente nimmt, hat sich oft gar nicht mit der Thematik vertraut gemacht.

Wie gesagt, ich sehe das als freundliches Interesse.

Ich esse kein Schweinefleisch und bekomme immer wieder Fragen dazu gestellt. Gern mit Witzle. Wie neulich der Nachbar, mit dem wir sehr gut befreundet sind. Er möchte mit uns in den Biergarten im Ort. Die haben aber eben nur typisches Biergartenessen - alles mit Schwein. Meint er: „Wurstsalat geht doch aber, oder?“ Ich: „Nein, ist Schweinefleisch.“ Er: „Ach was, ist Salat!“. Ist Humor, nicht böse.

Alkohol ist eine Droge und wird sehr verharmlost. Hier ist es üblich, dass Kinder bei der Konfirmation dann sich besaufen. Begleitetes Trinken mit der Familie ist normal.
Geburtstagsfeier zum 15/16 Geburtstag wird Bier, Schnaps Alkopops für die Jugendlichen geholt.

Ich trinke gerne Bier und weiss wann ich wie viel trinken kann. Abstürze hatte ich genug, das muss ich nicht wiederholen. Und jetzt mit Kindern ist einer von uns Eltern immer nüchtern.
Kindergeburtstag haben wir keinen Sekt und Bier für die anderen Eltern da.
Auch wenn ich Auto fahre trinke ich nicht. Das muss ich jedes Mal rechtfertigen. Es wäre doch ein kleines Bier erlaubt. Das müsste man doch nutzen…

Alkohol in Kuchen haben wir hier auch. Und Rotwein in Soßen.
Schwangere hören hier noch Sekt würde den Kreislauf anregen.
Dabei sind hier die Fallzahlen für FASD Kinder echt hoch. Kein Wunder. Alkohol zerstört neuronale Verbindungen und das ist bei Embriyos furchtbar.

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Ich unterstelle auch nicht, dass er es böse meint. Mein Gedanke ist eher, dass Alkoholkonsum immer noch verharmlost wird. Bier und Wein ist für viele gar kein Alkohol. Wurde in früheren Zeiten ja auch schon zum Frühstück getrunken und auch schon von Kindern.

Mir fehlt oft einfach die Reflexion. Auch, dass Drogen schlimm sind und vielen nicht klar ist, dass auch Alkohol eine Droge ist.

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Das sehen wir dann unterschiedlich. Der Job des Kellners ist es für meine Begriffe nicht, unsere Wünsche zu kommentieren. Er hat es nicht böse gemeint, da stimme ich Dir zu, aber es ist übergriffig. Vielleicht ist es für Dich nicht so leicht nachzuvollziehen, und das meine ich auch gar nicht böse. Aber wenn Du, wie mein Mann, seit 25 Jahren keinen Tropfen trinken darfst, und ständig dazu ungefragt Kommentare abbekommst, ist das wirklich extrem nervig. Zumal mein Mann früher sehr diskret mit seiner Epilepsie umgegangen ist und außer dem allerengsten Kreis niemand davon wusste. Inzwischen ist er da offener, aber einen Kellner oder eine Konditoreiangestellte geht es nach wie vor nichts an.

Zudem ging es mir mit meinem Beispiel auch darum zu zeigen, wie sehr Alkohol in der Gesellschaft dazugehört und das Bewusstsein für seine schädigende Wirkung fehlt, bereits in kleinen Mengen. Es gibt keine, absolut keine, gesunde Dosis an Alkohol, das ist medizinisch inzwischen unstritttig. Und dennoch: Wenn ich einen Joint ablehne, muss ich mich vor niemandem rechtfertigen, das ist normal, aber bei Alkohol sieht die Sache anders aus.

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Du bestätigst ungewollt mein Empfinden. Du bist in diesen Dingen so empfindlich, dass Du, was gar nicht so gemeint ist, übergriffig und als Verharmlosung empfindest. Das ist okay für mich. Ich wollte Dich lediglich dafür sensibilisieren, auch mal in Betracht zu ziehen, dass Dein Gegenüber nicht so denkt, wie Du glaubst.

Jeder ist anders. Je länger ich persönlich etwas „ertrage“, desto weniger können mich Sätze, ob unsensibel (absichtlich oder nicht) oder nicht, aus der Bahn werfen. Ich kenne ja schon alle Sprüche und neue kommen selten dazu. Je gelassener, offen und freundlich ich reagiere, desto mehr kommen meine Argumente an. Nicht selten wird dann nachgefragt und „neu überdacht“ und das ist doch genau das, was zielführend ist.

Dann lassen wir das einfach so stehen, dass wir das unterschiedlich sehen, denn ich bleibe dabei: Wenn ein Kellner mir sagt „ein bisschen Alkohol ist doch ganz gesund“, ist das in der Sache falsch, verharmlosend und übergriffig. Das hat für mich nichts mit Empfindlichkeit zu tun. Im privaten Rahmen mit Freunden/Kollegen diskutiere ich sowas auch gerne aus, bei Tisch mit einem Kellner oder in der Schlange der Konditorei ist das nicht möglich. Mir geht es umgekehrt - je älter ich werde, desto weniger bin ich bereit zu schlucken, sondern gebe kontra.

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Warum „Kontra geben“? Warum nicht nett darüber reden? Das verstehe ich nicht.

Du magst dem Kellner (und anderen Menschen) in meinen Augen mit diesem Verhalten einfach keine Chance geben. Das finde ich halt schade.

Egal, Du magst gerade kein bisschen von Deinem Punkt weichen und meine Argumente in Betracht ziehen. Das kann ich akzeptieren.

a) du bist da nicht überempfindlich
b) ja, es ist übergriffig

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Das „kontra“ ist nicht aggressiv zu verstehen, hab ich vielleicht nicht gut formuliert. Aber ich will die Dinge inzwischen gerne ausdiskutieren, wo ich früher eine Antwort manchmal einfach runtergeschluckt habe. Ich ziehe Deine Argumente schon in Betracht, aber ich glaube, wir reden ein bisschen aneinander vorbei. Mir ging es mit den Beispielen darum zu zeigen, wie tief verankert es bei uns ist, dass Alkohol harmlos ist und zum Leben selbstverständlich dazu gehört, ja sogar als gesund empfunden wird.

Ich habe damals im Hotel nichts gesagt. Hätte sich die Möglichkeit geboten, in Ruhe mit dem jungen Mann zu sprechen, hätte ich das getan, und versucht, ihn für das Thema zu sensibilisieren, aber im trubeligen Restaurantalltag ist das nicht möglich, ohne Aufsehen zu erregen. Schlimmstenfalls sieht es sogar nach einer Beschwerde aus, und er hätte vom Chef Ärger bekommen können, das wollte ich ja auch nicht.

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Könnten wir zum Thema zurück kommen?

Nein, ein Kellner hat mir auch in einer Frittenbude nicht zu kommentieren was ich als Getränk bestelle ausser es ist aus.

Ich muss sagen, dass es mir bisher noch nicht passiert ist, dass Alkohol trinken/ Alkohol nicht trinken kommentiert wurde.

Wir haben irgendwie den Satz „ohne Spaß“ aufgenommen. Dabei handelte es sich zwar um Kaffee ohne Koffein, aber WIR haben das auf alkoholfreie Getränke übertragen und es wie beim Kaffee unbewertet gelassen. Ein Hugo ohne Spaß ist bei uns einer ohne Alkohol und schmeckt genau so wie mit Alkohol. Spaß haben wir mit oder ohne Alkohol. Wir sehen das nur nicht so verbiestert, dass wir Leuten im Ausnahmezustand Party die Getränke zählen.

Ihr kommt hier ziemlich „sauertöpfig“ rüber, was auch die Reaktionen z.T. auf eure Alkoholabsage erklärt. Einen aggressiven Veganer begegnet man anders als jemandem der einen nicht beschimpft, wenn man auch Fleisch isst.

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Niemand hat davon gesprochen, dass ich Getränke zähle, und ich bin weder verbiestert noch aggressiv oder sauertöpfig und habe noch nie irgendjemanden, der etwas trinkt, beschimpft. Toll, dass Du es als erste in diesem Thema schaffst, gleich mehrere Beleidigungen auf einmal unterzubringen, ohne dass irgendjemand sonst bisher hier ausfällig geworden wäre :+1: Dass man mit Dir nicht sachlich diskutieren kann, ist aber nun hier schon öfter aufgefallen. Insofern ignoriere ich Deinen Post einfach mal wieder, denn ohne Alkohol hält man das sonst echt nicht aus.

Ist doch normal, wenn man Alkohol nicht bejubelt, dann ist man halt sauertöpfisch, eine Spaßbremse oder biestig. Hauptsache bei einem selbst ist alles okay und man kann kräftig weiter saufen.

Meine Mutter hat über viele Jahre zu allen Personen den Kontakt abgebrochen, die eine Bemerkung über ihren Alkoholkonsum gemacht haben. Mein Vater hat früher sofort den Arzt gewechselt, wenn der ihn gebeten hat, seinen Konsum zurückzuschrauben. Die Leberwerte sind nicht okay. Die anderen dramatisieren, mischen sich in Dinge ein, die sie nichts angehen… Hauptsache man kann sich einreden, dass man selbst kein Problem hat.

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