Warum macht man das? Naja, warum wohl waren die Reader’s Digest-Bücher so lange so erfolgreich? Das sind diese in (Kunst?-) Leder gebundenen Bücher, die man heute überall hinterher geschmissen bekommt und die jeweils drei oder vier gekürzte Romane beinhalten…
Dazu kommen noch ein paar Argumente, die man immer wieder hören kann:
Gekürzte Hörbücher kann man auf Audio-CDs herausbringen, weil es weniger CDs sind. (Outlander 1 war beispielsweise auf nicht einmal acht Stunden gekürzt, die ungekürzte englische Version dagegen hatte mehr als das Dreifache an Laufzeit). Nicht nur nehmen dreißig CDs viel Platz ein, auch wären die Herstellungskosten sehr hoch (nicht die des Einsprechens, sondern Pressung, Herstellung der Verpackung, Lagerung, Transportkosten etc.), es könnte sich kaum jemand leisten, diese auf CD zu kaufen.
Deshalb gibt es ungekürzte Lesungen oft nur als Download. Audible gibt es zwar auch schon etliche Jahre, aber zur Anfangszeit war es wirklich schwierig, ein Gerät zu finden, das mit Audible kompatibel ist und die Hörbücher abspielen kann, denn am PC will man ja nicht unbedingt hören.
Und lange Hörbücher haben einen weiteren Nachteil: Man nimmt die Geschichte über das Ohr, nicht über die Augen auf.
Wenn man ein Buch mit 1000 Seiten liest, hat man das Schriftbild vor Augen. Man kann sich recht gut merken, wer wer ist, selbst wenn diese Person über 300 Seiten nicht auftritt. Hörbücher hört man dagegen oft nebenbei, beim Autofahren, bei der Hausarbeit, beim Einschlafen, beim Sport… Es kann vorkommen, dass man nebenbei mit den Gedanken abschweift, einschläft, sich unterhält. Und nicht immer möchte man dann auch gleich zurückspulen. Und man kann nicht mal eben zurückblättern und eine Stelle gezielt nachlesen, wenn man der Meinung ist, etwas vergessen zu haben.
Und für unsere heutige Zeit kommt noch ein Argument dazu: Wer hat denn noch Zeit, 40 Stunden mit einem einzigen Hörbuch zu verbringen, und zwar dann noch in Höreinheiten möglichst zeitnah zueinander, damit man dazwischen nicht allzu viel vergessen hat?
Meine Schwester bevorzugt Hörbücher in der gekürzten Fassung aus genau diesen Gründen, und die kann ich auch sehr gut nachvollziehen.
Trotzdem bevorzuge ich absolut die ungekürzten, gekürzte Fassungen kommen mir nach ein paar Fehlschlägen nur noch in Ausnahmefällen ins Haus. Da lebe ich eben damit, dass ich einzelne Szenen nicht ganz mitbekomme - die könnten ja genauso gut gestrichen sein.