Mich hatte heute gefreut (Teil 1)

kommt immer ganz darauf an, was es für ein Auftrag ist und welcher Kunde. Ich habe Kunden, da ist das Lektorat in Rekordzeit erledigt, weil sie so gut schreiben, dass ich nur wenige Anmerkungen brauche, um sie auf den „richtigen“ Weg zu bringen. Andere brauchen mehr Hilfe und das dauert dann entsprechend länger. Wenn es Wiederkehren sind, ist alles leichter zu planen, bei Neukunden wird das schwieriger. Jetzt kommen bei mir eben auch noch die Übersetzungslektorate dazu, die viel mehr Zeit fressen, aber auch besser bezahlt werden. Da muss ich großzügig rechnen. Ich habe jetzt auch schon vorsorglich eine Warteliste eingeführt für kürzere Aufträge und Kunden, die flexibel sind. Wenn ich also früher fertig werde, kann ich da jemanden vorziehen oder dazwischen nehmen.

Ich kann grob etwas veranschlagen, aber manchmal gibt es auch Verzögerungen, wenn zum Beispiel in der Geschichte etwas so gar nicht passt und im größeren Rahmen umgeschrieben werden muss.

1 „Gefällt mir“

Gut, wenn dir das bewusst ist. Ich kann mir vorstellen, dass man vor lauter Freude manchmal vergisst, darauf zu achten, dass es zeitlich klappt.

2 „Gefällt mir“

Das klingt spannend!

1 „Gefällt mir“

Oh auf jeden Fall. Das kam schon ein paar Mal vor - einfach weil ich manchen Autoren nicht Nein sagen kann, weil ich ihre Bücher so mag :see_no_evil: :smile: Aber ich hab es zum Glück bis jetzt immer geschafft, doch ich habe auch für mich festgestellt, dass ich mir Freizeit freihalten muss, sonst kann ich mich nicht mehr so gut konzentrieren wie sonst und das ist bei dem Job fatal.

1 „Gefällt mir“

Kümmerst du dich auch um Facharbeiten wie Dissertationen oder Bachelor / Master oder sind es nur Romane, Kinderbücher o. ä.

Belletristik. Also Romane. Kinderbücher nicht, aber Jugendromane schon. Ich arbeite überwiegend im Romance- und Science-Fiction-Bereich, aber auch alles dazwischen. Ich lektoriere im Prinzip alles, was ich auch selbst lese, weil ich mich da wohl fühle und auskenne.

5 „Gefällt mir“

Es ist für mich schön das ich „jemanden kenne“ der in den Danksagungen der Autoren auftaucht. Da habe ich letztens gelesen, ich bedanke mich für das einfühlende Lektorat von … Dadurch entsteht der Eindruck dieses Buch ist wirklich noch das Kind von dem Autor, wenn die sich bedanken haben sie sich nicht überfordert gefühlt.

Viele haben „Angst“ vor uns Lektoren. Aber am Ende entscheidet immer der Autor, was mit dem Buch passiert. Wir geben nur Tipps und Hinweise, aber der Autor muss entscheiden, ob er das annehmen und umsetzen will. Es ist sein Buch, nicht meins. Ich versuche nur, das - in meinen Augen - Optimum herauszuholen. Manchmal gibt es längere Diskussionen, aber das gehört alles dazu. Wir ziehen an einem Strang, denn wir wollen dasselbe: Das Buch soll seine Leser begeistern.

Ich freue mich auch jedes Mal extrem, wenn ich die Danksagung durchgehe und da mit drin stehe :smiling_face_with_three_hearts:

12 „Gefällt mir“

Du hast einen tollen Beruf :heart_eyes:

3 „Gefällt mir“

Ja, das finde ich auch :smiling_face_with_three_hearts: und ich liebe ihn sehr und bin dankbar für ihn.

Darf ich Dich da gleich mal etwas zu Deinem Beruf fragen? Meine (Teenager-) Tochter beschäftigt in der Schule gerade das Thema Berufswahl sehr und Anfang der Woche kam sie mit der Idee, Lektorin zu werden. Sie glaubt, dass es dabei fast ausschließlich um inhaltliche Korrekturen geht, während ich dachte, dass dabei auch wichtig ist, eventuelle Rechtschreib- und Grammatikfehler zu finden. Oder findet der Computer dieses Fehler?

Den Verdacht, dass oft nur per Computer nach Fehlern gesucht wird, hat man immer wieder. Das neue Buch von Kira Licht ist da ein gutes Beispiel.

Ich dachte bisher, dass das unterschiedliche Personen machen. Eine Inhalt, eine Korrektur.

2 „Gefällt mir“

Das ist unterschiedlich. Verlage teilen das oft auf. Aber es werden auch immer wieder Freiberufler eingesetzt. Am Ende kommt es immer auf’s Budget an, besonders bei den Selbstverlegern.

Man kann das nicht so einfach beantworten.

Beste Voraussetzung für die Berufswahl ist ein Germanistikstudium. Literatur studieren schadet auch nicht. Danach stellt sich dann irgendwann die Frage, ob man freiberuflich arbeitet oder es in einen Verlag schafft.

1 „Gefällt mir“

Ah ist das prinzipiell ein Studienberuf? Meine Kleine ist aktuell an der Oberschule und noch nicht sicher, ob sie später zum Gymnasium wechseln möchte.

Ganz blöd gesagt, ist es gar nix. Man wird Lektor oder auch Korrektor i.d.R. „nebenbei“ oder „versehentlich“. Eine Ausbildung dafür gibt es nicht.

1 „Gefällt mir“

@MissDaisy hat das schon gut erklärt. Um Grammatik und co. kommt man nicht drum herum. Das wird im Lektorat auch nebenbei mit gemacht, allerdings nur das, was einem ins Auge springt. Im Korrektorat - das bestenfalls wirklich von einem anderen gemacht wird - wird dann gezielt nach Fehlern gesucht.

@hapedah es gibt keine Ausbildung oder ein Studium „Lektor“, aber das Germanistikstudium ist ein guter Anfang. Es gibt auch die Möglichkeit eine allgemeine Ausbildung bei einem Verlag zu machen, da ist dann auch etwas Zeit im Lektorat mit dabei, aber um das Studium wird man letztlich auch nicht drum herum kommen. Du musst einfach Sprache verstehen und anwenden können.
Ich bin Quereinsteigerin. Eigentlich wollte ich in Geschichte promovieren und bin ins Dasein als freiberufliche Lektorin so reingerutscht. Aber Germanistik habe ich als Ergänzungsfach studiert und ohne geht es kaum.
Für den Einstieg, ob es ihr überhaupt gefällt, würde ein Praktikum in einem Verlag Sinn machen und rezensieren. Einfach anfangen Bücher „kritisch“ zu sehen und seine Meinung zu sagen. Der nächste Schritt wäre dann Testlesen und Autoren noch nicht veröffentlichter Bücher zu sagen, was man davon hält.
Wichtig ist zu verstehen, dass zum Lektorat mehr gehört, als Fehler zu suchen - das wäre das Korrektorat. Es ist auch nicht „nur“ lesen. Man muss das Buch auf vielen Ebenen begreifen und erkennen, wo es hakt. Dabei geht es um Kleinigkeiten, wie zum Beispiel, dass die Haar- oder Augenfarbe immer gleich ist, oder die Körpergröße, über die Frage, ob manches anatomisch überhaupt möglich ist, oder auch ob die Handlungen der Protagonisten Sinn ergeben. Wird alles vernünftig aufgebaut oder gibt es krasse Sprünge?
Abgesehen von dieser Inhaltsebene geht es auch um den Stil. Passt der zur Zeit, zu den jeweiligen Protagonisten? Mal ganz krass runtergebrochen: Ein Anwalt in den 30ern wird anders reden, als ein Teenager.
Du musst einfach viel wissen über Sprache und Sprachgebrauch. Ich hatte eine Autorin, die so gern das Wort „gleichwohl“ synonym zu „aber“ benutzt hat. Das geht in manchen Fällen, aber nicht immer. Du musst im Prinzip lernen zu verstehen, welche Worte was bedeuten und zwar wirklich bedeuten. Es gibt einige meiner Autoren, die gern Fremdwörter benutzen, aber nicht wissen, was sie wirklich bedeuten. Da muss man dann eingreifen.
Als Lektor spielt man im Prinzip Wachhund. Man muss ständig aufpassen und alles finden, was nicht passt.

Ein erster Schritt wie gesagt, wäre ein Praktikum in einem Verlag.

8 „Gefällt mir“

Also wenn mich bei einem Buch Logikfehler stören, Beispiel: Ende des Zweiten Weltkriegs, die Protagonisten fahren mit dem Zug von Italien nach Deutschland innerhalb kürzester Zeit ohne Unterbrechungen. Dann hat diesen Fehler sowohl die Autorin wie das Lektorat zu verantworten? Oder gibt es Bücher die ohne Lektorat erscheinen.

Gibt es. Das Lektorat kostet Geld und gerade Selbstverleger sind auch gern selbstverliebt und geben ungern Geld aus.

Ansonsten trifft

es dies auf den Punkt.

Jain - kommt drauf an. Der Autor entscheidet am Ende. Es kommt also drauf an, ob der Lektor drauf hingewiesen hat, oder ob der Autor - oder ggf. der Verlag - entschieden hat zugunsten der Geschichte die historische Korrektheit zu biegen. Das kommt auch immer wieder vor.

Es gibt Bücher, die kein Lektorat bekommen, oder kein „richtiges“. Wie @MissDaisy schrieb, Lektorate kosten Geld. Mancher Selfpublisher kann oder will sich kein Lektorat leisten, mancher Verlag lässt kein umfassenden Lektorat machen aus demselben Grund oder aus Zeitmangel.

2 „Gefällt mir“

Das ist sehr interessant, danke für den Einblick!

1 „Gefällt mir“