Da gerade an anderer Stelle hier im Forum ein bisschen das Thema “Bücher mit Auszeichnungen und Preisen” aufkam, dachte ich, ich mach mal einen Thread dazu, weil ich das sehr spannend finde.
Es gibt ja eine Reihe von Literatur-Auszeichnungen. Schaut ihr euch manchmal die Longlists/Shortlists der Nominierten an? Interessieren euch die Gewinnerbücher? Setzt ihr euch allgemein mit diesen Literaturpreisen auseinander oder findet ihr einen besonders interessant, z.B. den Man Booker Prize?
Also ich achte weder auf Preise, noch auf die unschönen Bestseller-Aufkleber auf den Büchern!
Ich weiß was mir gefällt und das finde ich auch ohne mich an Preisen zu orientieren. Viel hilfreicher sind da Empfehlungen oder das Stöbern in der Buchhandlung. Online gibt es außerdem zu den meisten Büchern ja mittlerweile Leseproben, da merke ich dann schnell ob mir etwas gefällt oder nicht. Ob das nun ein preisgekröntes Buch ist oder nicht, tut dabei nichts zur Sache. Wenn es meinen Geschmack nicht trifft, bringt der beste Preis nichts. Deswegen hilft mir das auch als Orientierung nicht.
Aber findest du z.B. nicht, dass hinter Literatur auch mehr als bloße Unterhaltung steckt? Ob ein Buch nun Bestseller ist oder nicht, das interessiert mich eigentlich auch nicht, das hat ja nur mit den Verkaufszahlen zu tun. Aber bei solchen Preisen entscheidet ja eine Jury und die gehen schließlich nicht nur nach ihrem “Geschmack”. Da finde ich es schon sehr interessant, auch mal in Genres reinzulesen, die mich normalerweise nicht so reizen oder Geschichten zu lesen, die vielleicht gar nicht reine Unterhaltung sondern eher Kunst sein wollen, wichtige Themen ansprechen oder stilistisch oder sprachlich einen ganz eigenen Stil haben.
Doch klar, aber das kann ich doch auch unabhängig von Preisen. Wenn ich in ein anderes Genre reinlesen will, oder was politisches, kunstvolles oder kritisches lesen will, dann kann ich doch genauso gezielt danach gucken, wie sonst bei meinen Lieblingsgenres. Ich habe auf sowas einfach nie geachtet. Weder bei Büchern, noch bei Musik, Filmen oder Serien. Ich beschäftige mich mit dem, was durch seinen Inhalt mein Interesse weckt und nicht durch einen Preis. So ein Preis kann ja durchaus berechtigt sein, dagegen sage ich nichts. Ich schenke dem nur bei der Auswahl keine Beachtung.
Es gibt da ja unterschiede: Jury = Preis oder Jury und Leser = Preis. Ich muß gestehen, das ich mir als reiner Phantastikleser, auch nur diese Listen ansehe. Es steht aber auf einem anderen Stern, ob ich mir ein Buch davon zu lege. Meist wandern, die erstmal auf die Wunschliste, wenn ich was davon interessant finde. Aber ausschlaggebend sind diese Preise jetzt nicht, für den Kauf eines Buches.
Interessante Frage! Nein, ich orientiere mich weder an Preise, noch Beststellerliste oder ähnlichem. habe sogar festgestellt, dass preisgekrönte Literatur mir meist nicht zusagt.Daher schaue ich mir die Listen auch nicht an.
Ich gucke nicht danach, ob ein Buch einen Preis gewonnen hat, ob es besonders angesagt ist oder dergleichen. Meistens ist es bei mir sogar so, dass diese “ausgezeichneten” Bücher mir gar nicht gefallen. Geht mir übrigens auch oft bei Oscar-prämierten Filmen so, die finde ich meistens total doof.
Wenn ich mich mit realen Menschen direkt oder in Foren über Bücher unterhalte, sind immer völlig andere Bücher “Gewinner”.
Vermutlich ist mein Geschmack einfach zu “trivial”, um mit den Büchern solcher Listen kompatibel zu sein. Das stört mich aber wenig bis gar nicht, denn ich lese, um vom Tag abzuschalten und nicht, um von oben herab verkünden zu können, wie “erlesen” mein Buchgeschmack doch ist und dass ich mich nur mit “hochgeistiger Literatur” beschäftige, die sich vom “Schund” des “Fußvolkes” abhebt.
Ich lese, was mir über den Weg läuft, mich anspricht/interessiert und gerade in meine Stimmung passt. Listen jedweder Art, die ich nicht selbst erstellt habe, interessieren mich kein bisschen.
Genau so ist es! Wenn mich ein Buch interessiert, sei es trivial oder “hochgeistig”, dann ist es das richtige Buch für mich und fertig. Was andere davon möglicherweise halten mögen, ob es auf irgendwelchen Listen steht oder es einen Hype darum gibt, juckt mich nicht.
Wenn ich irgendwo über die Listen stolpere, überfliege ich sie, aber ich suche sie nicht gezielt. Da praktisch nie irgendein Buch auftaucht, das ich gelesen oder auf dem Schirm habe, oder von dem ich auch nur schon mal gehört habe, bleibt da aber so gut wie nie ein Titel bei mir hängen. Und insofern interessiert mich auch nicht wirklich, wer dann letzten Endes den Preis bekommen hat
Ich ködere einfach mal diese Erweiterung der Fragestellung, auch wenn sie nicht an mich gerichtet war:
Ja, natürlich ist das so. Und sogar sehr oft bei Büchern, die niemals einen Literaturpreis gewinnen würden. Weil sie aus Genres kommen, über die eine Expertenjury à la Reich-Ranitzky höchstens die Nase rümpft und schon als Schund einsortiert, bevor die Bücher überhaupt aufgeschlagen werden.
Es ist natürlich schon so, dass unter den “richtigen” Umständen auch total miese Bücher zu Bestsellern werden können. Aber ehrlich gesagt finde ich eine Bestsellerliste immer noch interessanter als eine Long- oder Shortlist zum deutschen Buchpreis, weil da wenigstens Bücher draufstehen, die in der Realitiät verkauft und somit auch tatsächlich gelesen werden Also gelesen werden von Lesern wie ich auch einer bin, und nicht ausschließlich von Experten und Deutschlehrern.
Naja, aber wonach entscheiden die denn? Ist zumindest für mich auch sehr nebulös.
Da muss ich mich @maeddsche anschließen, ich bin jemand, der nicht auf ein bestimmtes Genre festgelegt ist, und wenn mich eine Geschichte anspricht, lese ich sie. Das kann je nach Laune gerne was mit einem anspruchsvollen Thema oder einer tollen Sprache sein, aber manchmal hab ich auch einfach Lust auf was “groschenromanartiges” - das kann mich unter Umständen total gut unterhalten, wenn ich in der Stimmung dafür bin
So wie ich halt auch nicht ständig düstere, komplizierte Filme schaue, sondern gerne zum Abschalten eine Sitcom mit Lachern von der Konserve. Das eine schließt das andere nicht aus, aber ich brauch halt auch echt keine Expertenjury, die mir erklärt, was lesenswert ist und was nicht.
Da es zwischen Lesergeschmack (Bestsellerlisten) und Jury-Geschmack (Literaturpreise) so gut wie keine Schnittmenge gibt, hält mich eine Auszeichnung zwar nicht ab, ein Buch zu lesen, das mich anspricht, aber sie bringt mich auch bestimmt nicht dazu, eins zu lesen, obwohl der Klappentext mein Interesse nicht weckt.
Wonach denn sonst? Man kann Bücher nur nach eigenem Geschmack bewerten - es gibt keine andere “Maßeinheit”. Nur weil ein Thema “aktuell” oder “zeitbezogen” ist, ist ein Buch nicht “besser” oder “wertvoller” als ein Liebesroman, Thriller, Fantasyroman oder was auch immer.
Ach so - ich lese immer mal ein Buch, das nicht meinem “Beuteschema” entspricht, bin da sehr flexibel. Ich bin nicht auf ein Genre fixiert.
Ich stell mir das auch eher so vor wie früher die Benotung von Aufsätzen im Deutschunterricht, das war ja auch immer die reinste Lotterie aus Sympathie, Tagesform und dem im Vorfeld ausgewürfelten Notenspiegel
Zumindest kann ich mir nicht anders erklären, warum ich während meiner Schullaufbahn, in der ich insgesamt acht Deutschlehrer genießen durfte, bei sechs davon ohne mich groß anzustrengen eine Eins oder Zwei in der Endnote hatte, bei einem gab’s nie was besseres als eine Drei und beim letzten konnte ich von Glück reden, wenn ich 6 Punkte (= Vier) zusammenkratzen konnte (ausgerechnet den hatte ich natürlich in der Kollegstufe / Leistungskurs )
Meiner Meinung nach gibt es wirklich wenig “harte” Beurteilungskriterien für Texte, in der Schule war es ja auch “nur” Rechtschreibung und Grammatik, aber diese beiden fallen ja bei lektorierten Texten schon mal weg. Da bleibt wirklich nur noch der persönliche Geschmack, oder auch völlig vom Buch losgelöste Kriterien wie “Machen wir doch mal ganz was anderes, womit keiner rechnet!” (Bob Dylan, 2016) oder “Nehmen wir doch mal wen aus Österreich!” (Elfriede Jelinek, 2004).
Das war bei mir ganz ähnlich - ich hatte durchgehend eine eins in Deutsch, egal, wie oft die Lehrer gewechselt haben. Und ich war alles andere als bequem, denn ich hab damalso schon die Lehrer korrigiert …!
Bei uns gab es aber mehr als nur Rechtschreibung und Grammatik. Wir haben quasi schon so ein klein wenig “Deutsch studiert”, mit allem, was dazugehört.
Die Gewinner dieser Buchpreise sind aber nun mal in den Bücherregalen der wenigsten tatsächlich schon vor dem Buchpreis vertreten. Insofern ist das für mich einfach nur ein “Zirkus” ohne echten Wert.
So oder so - mich beeindruckt das eh nicht. Mir gefällt, was mir gefällt, ich lass mir das nicht vorschreiben. Den Luxus gönne ich mir!
[quote=“MissDaisy, post:8, topic:3274”]
Das stört mich aber wenig bis gar nicht, denn ich lese, um vom Tag abzuschalten und nicht, um von oben herab verkünden zu können, wie “erlesen” mein Buchgeschmack doch ist und dass ich mich nur mit “hochgeistiger Literatur” beschäftige, die sich vom “Schund” des “Fußvolkes” abhebt. [/quote]
Ähm, wow. Das ist aber extrem voreingenommen. Nur weil sich jemand auch für Literatur abseits “trivialer” (dein Wort) Unterhaltung interessiert, ist er gleich “von oben herab”? Tut mir Leid, aber nur weil andere Leute nicht so verfahren wie du, sind sie nicht gleich eingebildet.
[quote=“Sidny, post:10, topic:3274”]
Ja, natürlich ist das so. Und sogar sehr oft bei Büchern, die niemals einen Literaturpreis gewinnen würden. Weil sie aus Genres kommen, über die eine Expertenjury à la Reich-Ranitzky höchstens die Nase rümpft und schon als Schund einsortiert, bevor die Bücher überhaupt aufgeschlagen werden.[/quote]
Dem stimme ich voll und ganz zu! Ich will ja auch gar nicht sagen, dass Bücher, die nicht irgendeinen Preis gewonnen haben oder eine Liste anführen, irgendwie schlechter sind als andere. Das fänd ich irgendwie gemein, wenn man mir das jetzt vorwerfen würde, nur weil ich eine Diskussion anregen wollte. Ist ja auch klar, dass auch ausgezeichnete Literatur nicht zwangsläufig jeden anspricht, aber ich finde es einfach interessant, mal zu hören, nach welchen Kriterien sowas ausgesucht und bewertet wird.
Ich denke, das ist dann einfach Ansichtssache. Natürlich lese ich auch gern Dinge von den Bestsellerlisten oder Bücher, die mir schon mehrfach empfohlen wurden. Aber da kann dann eben auch mal ein 50 Shades of Grey dabei sein (bitte auch wieder nicht falsch verstehen, wenn das jemand mag, dann ist das völlig okay und toll). Und daher finde ich diese Long- und Shortlists irgendwie informativer.
Gut, das mag auch von Fall zu Fall wieder unterschiedlich sein. Wenn das einfach nur eine Auszeichnung ist, dann bringt das natürlich niemanden weiter. Aber ich denke schon, dass man Literatur auch (zumindest relativ) objektiv betrachten und beurteilen kann.
Fühlst du dich von einem Preis bevormundet? Ich sehe das überhaupt nicht als Erklärung, was lesenswert ist und was nicht. Auch bei den Büchern auf der Shortlist o.Ä. entscheide immer noch ich, ob ich das lesen möchte bzw. ob es mir das wert ist.
Das hat doch mit dem Genre nichts zu tun. Es gibt Preise für unterschiedliche Genres. Und natürlich kann man Bücher objektiv bewerten.
Ich schaue mir gerne die Listen zum deutsvhen Buchpreis an. Die Shortlistbücher versuche ich dann zu lesen. Meistens kommen dann noch einige von der Longlist dazu die mich dann irgendwie angesprochen haben. Alle anderen Preise, Bestseller etc sind mir egal.
Wenn Du Dir den Schuh anziehen möchtest, bitteschön.
Nur so viel: ich bezog mich auf die Bücher der Preisverleihungen usw. Auch ich lese hin und wieder mal “anspruchsvolle Literatur”. Das ist sie auch dann, wenn sie nicht auf einer dieser Listen landet. Es ist nicht gut, ein Posting auseinanderzureißen. Da steht noch mehr dabei …
Welchen Schuh denn?
Und dein Nachtrag ändert auch nix an der Aussage, die ich vorher von dir kritisiert habe. Ebensowenig würde es etwas ändern, wenn ich deinen ganzen Post zitiert hätte. Ich hab ihn schon gelesen, keine Sorge. Wenn du findest, dass ich irgendwas missverstanden hab, dann klär mich entweder auf oder lass es bleiben. Aber dieser Verweis, dass da “noch mehr steht” bringt weder dir noch mir was.
Ich halte übrigens auch nicht jedes ausgezeichnete Buch für Literatur ohne jeglichen Fehler oder bin der Meinung, dass nur solche Bücher “anspruchsvolle Literatur” wären, aber ich habe schon verstanden, dass du über die Meinungen von Jurys, Literaturkritikern usw. erhaben bist - was ich tatsächlich noch mehr “von oben herab” finde, als zu sagen “ich lese gern mal Bücher, die mit Preis XY ausgezeichnet wurden, einfach weil ich das interessant finde”, aber okay.
Es ist völlig in Ordnung, solche Preise etc. blöd zu finden. Aber es ist wirklich ein bisschen albern, Leuten, die Buchpreise interessant finden oder eben Bücher von solchen Listen lesen, zu unterstellen, sie würden alles andere als “Schund” bezeichnen. Warum fühlst du dich von Preisen und Auszeichnungen denn so arg angegriffen?! Als ob die sagen würden “alle anderen Bücher sind schlecht” oder dir etwas vorschreiben würden… meine Güte.
Ich spreche nur von meiner Einstellung zu solchen Preisen. Nirgendwo unterstelle ich irgendwem, was Du mir vorwirfst. Komm mal wieder auf den Boden.
Ich fühle mich auch keineswegs von den Preisen und Auszeichnungen angegriffen. Im Gegenteil - ich bin nur schlicht und ergreifend nicht beeindruckt davon.