Preisgekrönt und ausgezeichnet

Ich kann deine Haltung sehr gut verstehen. Letztlich geht es um die Frage: Wozu lese ich? Geht es mir nur um bloße Unterhaltung oder lese ich zu Bildungszwecken?

Bei mir ist es eine Mischung aus beiden Aspekten. Klar, ist es schön, eine Geschichte zu lesen, die einem die Zeit vertreibt und ein gutes Gefühl hinterlässt. Aber ich will auch mal den Horizont erweitern und was Anspruchsvolles lesen, was außerhalb meiner Komfortzone liegt. Das kann ein preisgekröntes Buch sein, muss es aber natürlich nicht. Ich finde solche Listen aber interessant. Gerade habe ich ein Buch von der Longlist beendet, das mich enttäuscht hat. Das ist für mich aber auch kein Beinbruch oder totale Zeitverschwendung, denn immer nur 5-Sterne-Bücher lesen wäre irgendwann sicher auch langweilig. Mich würde es anöden, nur das zu lesen, was für mich eine “sichere Bank” ist. Und ich kann auch etwas aus einem Buch ziehen, das mich nicht total begeistert hat.

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Ja, das stimmt, das sehe ich auch so. Und obwohl ich wie du sehr genau auswähle, ist trotzdem immer mal wieder ein kompletter Fehlgriff dabei (der mich langweilt, anödet oder ärgert ;)). Zum Glück nicht oft, noch nicht mal regelmäßig, aber es kommt schon vor.

Man darf beim Deutschen Buchpreis ja nicht vergessen, dass der vom Börsenverein des Buchhandels kommt. Allein schon die Vorauswahl ist ein Witz , denn jeder Verlag im deutschsprachigen Raum kann sich mit bis zu zwei Titeln bewerben. Der kleine Bruchteil an Neuerscheinungen, der also überhaupt eine Chance auf den Preis bekommt, wird von keiner Jury bestimmt, sondern von den Verlagen. Deren Hauptinteresse naturgemäß darin liegt, möglichst viele Bücher zu verkaufen - ob das jetzt gute oder schlechte Bücher sind, dürfte erstmal egal sein, viel mehr geht es wohl darum, das “Gratis-Marketing” zu nutzen für die Titel die man auf der Longlist unterbringen kann, und die es dann mit etwas Glück sogar noch auf die Shortlist schaffen.
Und allein schon aus dem Grund kann ich den deutschen Buchpreis nicht ernst nehmen, denn der fällt für mich von Anfang an in diese Kategorie “Eine Branche feiert sich selbst” - für die Leser ist der Preis meiner Meinung nach völlig bedeutungslos (auch wenn natürlich nicht völlig ausgeschlossen ist, dass sich versehentlich doch mal ein lesenswertes Buch auf eine der Listen verirrt ;))

Das mache ich doch trotzdem, das hat ja nichts mit Buchpreisen zu tun. Ich habe jedes Jahr Bücher auf meiner Leseliste (oft entdecke ich sie auf Vorablesen), denen ich in der Buchhandlung wohl schon nicht den ersten Blick geschenkt hätte, deren Leseprobe mich aber einfach anspricht / einfängt / fesselt, obwohl es das Thema spontan erstmal nicht getan hat.
In diesem Jahr war das beispielsweise Das geträumte Land von Mbolo Mbue (wirklich ein umwerfendes Buch, das im Gedächtnis bleibt, schon allein deswegen wird’s wohl keinen Preis gewinnen), Eine von uns von Harriet Cummings (für mich ein völliger Reinfall, komplett am Thema vorbei und auch noch zäh und langatmig) und Töte mich von Amélie Nothomb (das hat mich wiederum umgehauen. Der Stil der Autorin gefällt mir so gut, dass es mir wohl völlig wurst wäre, worüber sie schreibt - von ihr will ich unbedingt noch mehr lesen).
Wenn ich allerdings in eine Leseprobe reinlese und mir schon denke: “Gefällt mir nicht.”, warum sollte ich das Buch dann aussuchen und mich damit quälen? Das hat doch nichts mit dem Tellerrand zu tun, wenn ich mir nichts antue, wo ich im Vorfeld schon weiß, dass es mich nervt :wink:

Und nochmal: Das hat ja auch gar nichts mit Preisen zu tun. Auf das Geschlecht des Autors achte ich gar nicht (macht das irgendwer, dass er nur Bücher von Männern / Frauen liest?), und bezüglich der Heimatländer ist ja schon die Krux, dass man als Leser keinerlei Einfluß drauf hat, welche Autoren übersetzt werden, und welche nicht. Da ich leider nur auf Deutsch lesen kann, werden mir halt auch viele Bücher vorenthalten bleiben, weil ich halt einfach kein Tschechisch / Polnisch / whatever lesen kann. Leider sind deutsche Verlage in der Hinsicht sehr eingefahren und wenig experimentierfreudig. Ich finde das auch schade, aber ich kann leider nur aus Titeln auswählen, die in deutscher Sprache verfügbar sind.

Filme sind für mich übrigens ganz was anderes als Bücher. In Filme kann ich “reinschauen” - wenn ein Film mich nach zehn Minuten nicht gepackt hat, schalte ich ihn aus, da hab ich irgendwie nicht das Bedürfnis, den zwanghaft zu Ende zu schauen. Und selbst wenn habe ich maximal zweieinhalb Stunden Zeit damit verschwendet - Filme konsumiert man eben schneller als Bücher.

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Ich habe dich nicht als elitären Snob bezeichnet und das käme mir auch nicht in den Sinn. Finde diese Diskussion (und mehr will ich nicht, einfach diskutieren) eher spannend.

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Ja, bei mir ja hin und wieder auch, wie gesagt. :smile:

Ganz genau so ist es. Auch bei mir.

Anreize, die “Komfortzone” zu verlassen, finde ich an sehr vielen Stellen. Leider nicht bei Buchpreislisten. Ich bin jetzt keine 20 mehr (sondern knackige 51) und hatte genug Zeit, Erfahrungen zu sammeln, was mir gut tut, was mich weiterbringt und eben auch, was mich nur frustet.

Aus genau diesem Grund lese ich auch ganz selten Fantasy, SciFi oder historische Romane. Da muss mich der Plot schon echt arg anmachen, dass ich es wage. Apropos anmachen - “erotische Literatur” macht mich kein bisschen an. Diese Bücher landen auch eher nicht auf Buchpreislisten. Insofern haben diese Listen vielleicht doch ein klein bisschen Recht … (ACHTUNG: DAS IST IRONIE!!!).

Genau das versuche ich nicht oder immer seltener zu machen. Ich möchte eben versuchen, mich auch mal auf andere Dinge einzulassen. Zu versuchen, Dinge zu verstehen. Den Autor oder Regisseur oder welchen Macher auch immer eines Werkes zu hören und in den einzigen Dialog zu treten, der mir als Rezipient eben möglich ist.

Du sagst, dass das auch mit Büchern möglich ist, die nicht von einer Nominiertenliste kommen: Natürlich. Aber ihr behandelt hier teilweise Bücher mit Preise oder Nominierungen wie Bücher, die ihr niemals anfassen würdet.

Und ich glaube, das fässt ganz gut zusammen, warum wir bei diesem Thema nicht auf einen Nenner kommen werden - was ja wirklich absolut nicht schlimm ist. Ich gestehe jedem wirklich seine Meinung zu und versuche, auch ein bisschen auf ihn zuzukommen, aber ich merke, dass ich bei diesem Thema auf sehr heftigen Widerstand stoße.

Das weiß ich und habe ich auch nicht so interpretiert.

Hmm, also so extrem würde ich das nicht sehen - es hat halt jeder seinen Standpunkt, und der ist ja auch nicht auf Vorurteilen, sondern auf den eigenen Erfahrungen begründet. Ich akzeptiere, dass du andere Erfahrungen gemacht hast, und erwarte daher auch gar nicht, dass du dich meinem Standpunkt annäherst oder dass wir gar einen gemeinsamen Nenner finden würden.

Und es ist auch so, dass ich die Argumente, die du als Pro-Argumente anführst, nicht als Argumente wahrnehme, die sich ausschließlich auf preisgekrönte oder zumindest nominierte Werke anwenden lassen :wink: Anspruchsvolle, fordernde oder literarische Bücher lassen sich nun mal nicht nur auf Buchpreislisten sondern nahezu überall finden, und es braucht meines Erachtens auch keinen besonderen Leidensdruck, weil man mal über seinen eigenen Tellerrand blicken oder etwas abseits der gewohnten Pfade lesen möchte.
Allerdings kommt es bei dir halt so rüber, als ob man sich förmlich quälen müsste, weil man ansonsten nie etwas anspruchsvolles zu sehen oder zu lesen bekäme, und dem kann ich halt letztlich einfach nicht zustimmen.

Da ich diese Listen ja gar nicht verfolge, kann das ja schon mal nicht sein :wink: Und wenn mich ein Buch anspricht (Thema, Leseprobe), dann nehme ich es sogar mit, obwohl der Verlag einen Aufkleber “Träger des X Preises” draufgeklebt hat :smile:

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Wie darf man das denn bitte verstehen?

Diskussion hat sich für mich erledigt. Danke für eure bisherigen Beiträge. :slight_smile: Tut mir Leid, dass ich den letzten Beitrag gelöscht habe, aber ich möchte auch keine Diskussionen befeuern, an denen ich dann eh nicht mehr teilnehme. Danke für euer Verständnis.

also im grunde sind mir solche sachen völlig egal. nur weil das buch irgendwwlche preise gewonnen hat, heißt das ja noch lange nicht das es auch mir gefällt.
naturlich ist das für den autor und den verlag eine tolle Sache aufgrund der verkaufszahlen, aber es ist jetzt nicht so, das ich mir solche bücher bewusst raussuche.

das einzige was ich mit interesse verfolge ist der leserpreis auf lovelybooks :smiley_cat: da stimme ich auch jedes jahr für meine liebsten autoren bzw ihre Bücher mitab und Fieber richtig mit wer wo landet :joy_cat::innocent::purple_heart:

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Ja bei dem mache ich auch immer mit. Beim Büchertreff mache ich auch jedes Jahr mit und bei dem Skoutz Leserpreis. Obwohl da ist noch der Deutsche Phantastik Preis, da kann man als Leser auch abstimmen.

Habe schon mehrere Bilderbücher gehabt, die für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert waren und muss zugeben, dass sie mir alle zu hoch waren. Vielleicht wird da in Spähren gelesen, die ich nie erreichen werde.
Muss also kein Buch mehr mit Auszeichnung sein.
Wobei ich mir Bestseller schon mal genauer ansehe, dann aber doch oft nach anderen greife, weil sie mich schon mit dem Klappentext nicht packen.

Bestseller sind ja auch etwas anderes. Die verkaufen sich gut, d.h. die Kunden bzw. Leser entscheiden, welches Buch zum Bestseller wird (natürlich auch durch Werbung gepusht, aber trotzdem…). Bei Buchpreisen sind es zunächst Autoren und Verlage, die das Buch in einer Kategorie einreichen, die werden nicht einfach so ausgezeichnet. Und dann entscheidet eine Fachjury, welche Bücher nun wirklich den Preis verdient haben, das sind in der Regel ganz wenige Personen.

Bestseller habe ich so einige im Regal stehen, um Buchpreisgewinner mache ich meist einen Bogen.
Einzige Ausnahme sind die Bücher der Oetinger Auslese, Bücher, die den deutschen Jugend-Literaturpreis gewonnen haben. Darunter sind Bücher wie Mio, mein Mio von Astrid Lindgren, Mein Urgroßvater und Ich von James Krüss oder auch Die Insel der blauen Delphine von Scott O’Dell, also auch wirklich gute Bücher, die ich auch heute noch lesen würde, aber nicht zu speziell oder zu intellektuell.