Wann ist ein Roman für euch ein historischer Roman?

Früher habe ich immer gesagt, ich lese keine historischen Romane, weil ich bei dem Genre sofort an Mittelalterbücher a la Iny Lorentz denken musste und damit kann ich so gar nichts anfangen. Überhaupt ist das Mittelalter für mich im Roman eher schwierig.

Mir ist naürlich klar, dass historischer Roman viel mehr umfasst, aber mich würde interessieren bis wann ist es für euch noch historisch? 1950, 1970, 1990 oder schon viel früher nicht mehr?

Und wie ist es mit der Handlung? Muss für euch die Zeit in der es spielt eine wesentliche Rolle spielen um einen Roman als historisch zu bezeichnen?

Würde mich freuen wenn ihr mir eure Meinung mitteilt.

Hi,

ich weiß was du meinst. So ging es mir und geht es mir teilweise heute auch noch. So gut, wie die Bücher, wie z.B. Die Wanderhure, etc. auch noch sein mögen, ist es nicht so ganz meine Welt.
Dennoch hab ich von Follett “Säulen der Erde” und “Tore der Welt” gelesen und war begeistert.
Auch seine “Jahrhundert-Saga”, die ja bis zu Obama geht, ist toll.
Habe auch von Javier Sierra, “das letzte Abendmahl” gelesen und fand es stark.

Es ist halt die Frage, ob es jeweils am Autor ( Follett) oder am mystischen Thema (Abendmahl) lag, sodass mich beides gepackt hat und ich mit Freude die Bücher verschlungen habe.

Für mich ist ein historischer Roman, egal in welchem Jahr erspielt, ob 1300 oder 2010, ein historischer Roman wenn das Paket stimmig ist, sprich die Zeit, Gewohnheiten, technische Fortschritt,Thema/Handlung etc. zu der jeweiligen Zeit in der er spielt passt.

Die Frage ist schwierig, muss ich ehrlich sagen. Ich lese gerne Mittelalter Romane, aber nicht Iny Lorenz und Co KG. Überhaupt mag ich weniger die Romane, in denen die Frau als Racheengel dargestellt oder in einen männlichen Beruf gestopft wird. Nun ja, auf jeden Fall ist glaube ich für mich ein historischer Roman ein Historoman wo ich das Gefühl habe, es wird wirklich ein Stück Geschichte gut verpackt (da zählen Rebecca Gable genauso darunter, wie zB Carmen Lobato, die den Völkermord der Armenier aufgreift oder über den zweiten WK schreibt).

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Für mich ist ein historischer Roman ein Buch, das in einer Zeit spielt, die gewisse geschichtliche “Höhepunkte” hatte. Ich vermute mal, die meisten spielen im Mittelalter, weil da eben viel geschehen ist und die Zeit sowieso durch die Schlösser sehr romantisch in den Köpfen der Menschen eingeprägt ist.

Mich sprechen sie leider so gar nicht an. Ich mochte nur die Begine Almut-Reihe von Andrea Schacht. Die Alyss-Reihe wollte ich auch noch lesen, hab es bisher aber noch nicht geschafft …

Ich empfinde alles, was vor meiner Zeit war, als historisch, also grob gesagt, alles bis zum 2. Weltkrieg :slight_smile:

Historisch sind für mich durchaus auch Dinge, die ich selbst erlebt habe, aber eben schon eine Zeit her sind, wie etwa der Kalte Krieg oder der Mauerfall, ich würde da die Grenze bei 20 - 30 Jahren setzen.

Ein historischer Roman sollte authentisch wirken, das historisch auch wirklich zu merken sein, sprich, Menschen und Geschehen sollte passen, ich sollte das Gefühl haben, der Autor/die Autorin hat recherchiert, gerne mag ich, wenn das Ganze in tatsächliches historisches Geschehen eingebettet ist.

Für mich gehört zudem zu einem historischen Roman etwas über die Hintergründe, z. B. Anmerkungen des Autors/der Autorin über die Recherche bzw. über Fakten/Fiktion oder auch Karten und Personenregister.

Die Jahrhunderttriologie von Follett fand ich auch ganz gut. Vor allem der erste Band hat mich begeistert, danach ist es meiner Meinung immer schlechter geworden. Vor allem der Schluss mit Obama hat mich geärgert.

Vielleicht liegt diese Assoziation mit dem Mittelalter auch was mit den Buchhandlungen zu tun. Wenn man bei uns in der Mayerschen ist, wird man dort von Büchern dieses Themas erschlagen. Nach anderen Zeiten muss man da richtig suchen

Ja, diese total unrealistischen Frauenbilder nerven mich auch ziemlich, ich glaub, dass ist auch der Grund warum ich dem ganzen Zeitalter skeptisch gegenüberstehen ( In Büchern jedenfalls) Wobei das eine Buch von Rebecca Gable das ich gehört habe, hat mich ziemlich gut gefallen.

Ich definiere historisch für mich bis Ende 2. Weltkrieg, danach ist es Zeitgeschichte.

Das ist wirklich schwer zu definieren. Ich persönlich denke da immer an Mittelalter, an die Zeit der Pest und an die Hexenverfolgung.

Für mich ist historisch auch etwa bis 1945.
Dazu ist für mich wichtig, dass es um eine Handlung geht, die sich so hätte zutragen können. Also keine zischende, glimmenden Kreuze oder Edelsteine und keine Zeitreisen…

Ich finde die Definition von Wikipedia ganz gut. Nach der ist ein Roman historisch, wenn er zu einer Zeit spielt, zu der der Autor noch nicht gelebt hat, alles andere ist Zeitgeschichte. Der letzte Follett-Roman ist laut der Definition also nicht historisch, Winter der Welt wohl auch nur zum Teil.
Als Teil der Reihe ist die Einordnung aber für mich ok.

Ich lese ja wirklich viele historische Romane, da zähle ich auch prähistorische dazu, historische Krimis, Western, Auswandererromane/L&L, sogar historische Fantasy findet seinen Platz.
Nicht alle Epochen und Länder interessieren mich gleichermaßen. Interessanterweise sind es gerade die, die in “Deutschland” spielen die, bei denen ich wählerischer bin, eben wegen dem Lorentz-Faktor, der sich hier besonders deutlich bemerkbar macht. Aber auch Romane, die nach 1800 spielen, interessieren mich nicht so sehr. Am liebsten ist mir das mittelalterliche England, aber auch Irland, Schottland und Frankreich zu dieser Zeit sind sehr spannend.

Besonders gerne mag ich Romane über historische Persönlichkeiten, die dürfen gerne unbekannter sein, solange die Geschichte stimmig ist.

Diese Definition hat sicher den Vorteil, dass sie leicht anwendbar ist, man muss nur das Geburtsdatum des Autors recherchieren.

Meiner persönlichen Meinung nach ist sie allerdings etwas zu restriktiv (bzw auch etwas widersprüchlich - wenn ein 90jähriger über den 2. WK schreibt, wäre es nicht historisch, wenn ein 20jähriger über den Fall der Berliner Mauer schreibt, aber schon)

Ich würde bei der Frage, was als historischer Roman gelten kann, eine Art “Mischung” aus der Zeit, in welcher er spielt, und den historischen Ereignissen, die verarbeitet werden, heranziehen.

Also ein Buch, das im Mittelalter spielt, ist für mich automatisch ein historischer Roman - ob es auch ein guter historischer Roman ist, ist dann natürlich noch mal eine ganz andere Frage.

Je weniger weit der beschriebene Zeitraum zurückliegt, umso mehr historischen “Gehalt” erwarte ich aber.
“Kinder der Freiheit” ist für mich eindeutig historisch.
Wenn aber zB ein Krimi in den 1980er Jahren spielt, es ansonsten aber kaum historische Bezüge gibt, ist das eher kein historischer Roman.

Ich halte es aber generell oft für schwierig, ein Buch eindeutig einem bestimmten Genre zuzuordnen.

hmm sehr interessant und eigentlich eine super Definition…

Aber wie Karin auch sagt, die richtige Zuordnung der Bücher ist echt schwer, selbst die Buchhandlungen haben oft Probleme richtig einzuordnen.

Klar ist diese Definition stark vereinfacht. Aber man kann sich vorstellen, dass ein Autor, der eine Zeit miterlebt hat, über diese ganz anders schreibt als jemand für den diese Zeit fremd ist.
Wie du schon schreibst, auf den historischen Gehalt kommt es an.

Und was ist richtig bei der Einordnung? Viele passen eben in mehrere Bereiche rein. Auswanderer-Romane sind eben genauso gut Frauenbücher wie historische Romane, manche mehr das eine, manche mehr das andere. Nur wenn prähistorische Romane bei Fantasy stehen wundert mich das ein wenig.

Prähistorische Romane unter Fantasy ist wirklich skurril :wink: Da hat wahrscheinlich jemand nur einen kurzen Blick aufs Buch geworfen, von der Aufmachung her ist das Genre oft nicht wirklich erkennbar.

Du hast schon recht, es muss nicht unbedingt eine eindeutige Einordnung geben, viele Bücher passen in verschiedene Genres.

Die Definition ist auf jedenfall ganz gut.
Aber ich finde es sehr interessant das es noch anderen so geht wie mir und die im ersten Moment an Mittelalter denken

Das liegt daran, dass die meisten historischen Romane im Mittelalter spielen.
Was ich eigentlich schade finde, auch andere Epochen hätten viel zu bieten.

Ich finde eigentlich fast alle anderen Epochen spannender :slight_smile:

Mich interessiert gerade das Mittelalter. Vielleicht liegt es daran, dass diese Epoche in meinem Geschichtsunterricht einfach übersprungen wurde und es von der Antike direkt zur französischen Revolution ging, aber ich finde diese tausend Jahre einfach sehr spannend. Ein riesiger Rückschritt im Vergleich zu den Errungenschaften, die die Römer mit sich gebracht haben, aber über diese lange Zeit ist eben doch nicht alles zum Stillstand gekommen.
Ich finde es spannend, zu sehen, wie sehr die Ereignisse in dieser Zeit Europa geprägt haben, auch unser Europa, wie es heute existiert. Welche winzigen Zufälle manchmal dazu geführt haben, dass sich etwas so entwickelt hat und nicht anders.

Die neuzeitlichen Epochen sind auch spannend, aber es geht plötzlich alles schneller, die Welt ist größer geworden, die Gedanken freier. Thematisch tue ich mich aber mit nicht gerade wenigen dieser Romane doch schwerer, je dichter sie an der heutigen Zeit liegen. Romane um die vorletzte Jahrhundertwende habe ich schon ein paar gelesen, aber da springt der Funke einfach nicht so über. Da bin ich wirklich wählerisch und ich muss vom Thema her wirklich angesprochen werden, bevor ich mir so ein Buch blind kaufe.

Aber natürlich kommt es bei allen Epochen immer auf das Thema und die Umsetzung an. Ein Autor kann ein total interessantes Thema völlig versemmeln oder auch ein eigentlich eher unspektakuläres so interessant rüberbringen, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag.

Edit: Und es stimmt gar nicht, dass “die meisten historischen Romane” im Mittelalter spielen. Besonders in letzter Zeit liegt der Fokus stark auf der Neuzeit, insbesondere im letzten Jahrhundert. Die Nachfrage nach Mittelalterromanen scheint dagegen stark zu sinken.
Von “Charlotte Thomas” ist schon lange kein Roman mehr angekündigt worden, Charlotte Lyne schreibt lieber als “Charlotte Roth” oder “Carmen Lobato”, auch von “Ricarda Jordan” gab es schon länger kein neues mehr, während “Sara Lark” ein Buch nach dem anderen schreibt.
Und bei anderen Autoren sieht es ähnlich aus.