Gespräche über weltweite Politik und Gesellschaft

Ich verstehe den großen Teil Deines Postes, bis auf den Punkt, dass es im Wahlprogramm der AfD absolut nichts gibt, wo ich einen „guten Ansatz“ erkennen würde.

Ich bin noch ein paar Jahre jünger, wenn auch nicht viel, sehe aber auch nicht, was ich gegen all das, was auf uns einprasselt, tun sollte. Auswandern ich für mich auch keine Option, und wie Du schon sagst, wohin auch? Die Situation in den USA schockt mich fast noch mehr als bei uns, vielleicht, weil ich in der amerikanischen Politik weniger drin bin und die Veränderungen für mich überraschender kommen. In Deutschland habe ich das Wahlergebnis so ähnlich erwartet, da ich mich hier viel stärker mit der Tagespolitik beschäftige. Ich mache mir vor allem auch Sorgen um die Zukunft meines Sohnes - wird es Krieg geben? Wird er eingezogen? Wie geht es mit der Spaltung in unserer Gesellschaft weiter, nachdem die Mitte immer mehr erodiert und die rechten und linken Extreme zunehmen? Und wie reagiert Putin darauf, dass die USA als Schutzmacht Europas wegfallen?

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Ich wollte wirklich nur wissen, warum du das so siehst, weil ich dir das Gefühl geben wollte, wirklich an deiner Perspektive und Begründung interessiert zu sein - vielen Dank für den Einblick! Um sich zu unterhalten, muss man ja nicht dieselbe Meinung vertreten, ich will einfach nur verstehen, dazu müssen wir doch gar nicht einer Meinung sein.

In diesem Sinne würde ich gerne mehr wissen: Was findest du genau gut an den Inhalten der AfD? Geht es dir vor allem um die Position zum Angriffskrieg auf die Ukraine?

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Dein Post zeigt ja genau gut, dass man, wenn man sich wirklich zuhört, doch wieder Gemeinsamkeiten findet und von da aus vielleicht wieder zu einer politischen Kultur kommt, die auf Menschenrechte setzt.

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Das mag sein. Doch warum hat die AfD denn so viel Zulauf bekommen besonders in den letzten Jahren? Das könnte man halt mit Politik auch wieder ändern, passiert aber nicht so. Und was jetzt die CDU gemacht hat, Thema Wahlversprechen, bringt denen wieder mehr Stimmen

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Ich danke Dir, dass Du nachgefragt hast, ohne mich, wie so manch andere, gleich anzufauchen.

Wie kommst Du aber darauf, dass mein Verständnis (!) für Ansätze (!) des Programms mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine zu tun haben könnten?

Ich sehe z.B., dass es dem Land nicht so wirklich gut getan hat, dass wir keine Wehrpflicht mehr haben. Diese sollte meiner Ansicht nach tatsächlich wieder eingeführt werden.

Sie wollen eine kinderfreundliche Gesellschaft ermöglichen. Auch hier sehe ich gute Ansätze.

Die Stärkung der heimischen Landwirtschaft.

Schulklassengröße verringern.

Stärkung der beruflichen Bildung.

Das sind alles Punkte, die ich nicht verkehrt finde. Aber, nur um das nicht vergessen zu lassen, dennoch würde ich die AfD niemals wählen.

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Das sind die dummen für mich die AFD wählen genauso wie 1933 , ich bin froh das ich älter bin, aber mir tun unsere Jugendlichen Leid…
Die Demokraten müssen jetzt zusammenhalten und einen gemeinsamen Weg finden.
Wir haben uns sogar von sehr guten Freunden getrennt die diese Partei gut finden.

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Ich habe gerade ein gutes Buch dazu gelesen: Sally Lisa Starken - Besuch am rechten Rand!

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Ich kam darauf, weil du in deiner ersten Antwort viel von Krieg geschrieben hattest und die Verbindung dann für mich nahe lag. Und ich möchte dir gar nicht unterstellen, dass du die wählst.

Zur Wehrpflicht haben tatsächlich auch andere Parteien Pläne: Die SPD ist offen, will es aber erst einmal mit einem verpflichtenden Fragebogen versuchen (Grüne ähnlich), die CDU will zu einem ähnlichen Modell wie früher zurück (also mit der Möglichkeit, auch etwas anderes zu machen, für Männer und Frauen gleich). Auch die Stärkung der beruflichen Bildung und der Landwirtschaft (auf unterschiedliche Weisen) standen in vielen Wahlprogrammen.

Die Sache mit der Familienfreundlichkeit habe ich tatsächlich in vielen Begründungen für die AfD gelesen. Ich frage mich aber, was die AfD tatsächlich für Familien tun würde? Für mich kämen Investitionen in Schulen sowie eine umfassende Kindergrundsicherung, um Kinder vor Armut zu schützen, da zuerst - und zwar auch für alle Familien (nicht nur Vater - Mutter - Kind). Armutsbekämpfung ist aber mit der AfD nicht zu machen. Welche Maßnahmen für Familien findest du denn gut, die die AfD vorschlägt?

Bei der Senkung der Klassengrößen frage ich mich, wie das mit dem derzeitigen Fachkräftemangel geleistet werden soll. Ich finde die Forderung gut, aber man muss ja irgendwie auch die Realtitäten anerkennen, dass es in einer Zeit, in der zu wenig Lehrkräfte da sind und ohnehin deshalb zu viel Unterricht ausfällt, einfach nicht geht, oder? Das ist dann aus meiner Sicht irgendwie auch unfair, das den Menschen anzukündigen. Meine Angst bei der AfD wäre, dass sie das über weniger Schüler:innen in den Schulen lösen wollen, d.h. dass nicht mehr alle zur Schule dürfen.

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Ich bin hin- und hergerissen, ob man sich von Menschen, die die AfD gewählt haben, abwenden soll oder nicht. Persönlich bin ich voll bei dir: Ich hätte nicht den Nerv und die Kraft dazu. Gesellschaftlich sieht es aber anders aus: Wenn wir tatsächlich Menschen wieder durch eine Tür in der Brandmauer zurückholen wollen, müssen wir wahrscheinlich in den sauren Apfel beißen und Kontakt halten. Menschen, die aus der AfD und anderen rechtsextremen Organisationen ausgestiegen sind, berichten mehrheitlich, dass sie das nur geschafft haben, weil sie noch Kontakt zu anderen Menschen hatten und da wieder Rückhalt gefunden haben. Sonst hätten sie nach dem Ausstieg ganz allein dagestanden.

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Zur Landwirtschaft: Die Stärkung der heimischen Landwirtschaft klingt erst mal gut, denn auch ich kaufe bewusst regional, um kurze Transportwege und die heimischen Bauern zu unterstützen. Allerding setzt die AfD klar auf konventionelle Landwirtschaft mit Pestizid- und Kunstdüngereinsatz. Das ist für mich ein absolutes No-Go, und ich kaufe ausschließlich Bio-Lebensmittel.

Die berufliche Bildung zu stärken ist angesichts des Fachkräftemangels auch erst mal ein gutes Ziel, allerdings schrillen bei einer so rechten Partei wie der AfD da bei mir die Alarmglocken, denn auch die Nazis hatten ähnliche Ziele, um den akademischen Stand auszuhöhlen, der für sie intellektuell eine Bedrohung darstellte (und dem viele Widerstandskämpfer entstammten). Fördeung des deutschen Kulturgutes und Heimatliebe in den Schulen - das klingt sehr nach Nationalismus. Und der Inklusion von Menschen mit Einschränkungen in den Regelunterricht erteilt die AfD eine klare Absage, auch das ist für mich unhaltbar. Der Abschnitt zu Migration im Bildngsprogramm lässt eine HIntertür offen, um Kinder mit Migrationsunterricht getrennt von den einheimischen Kindern zu unterrichten und somit die Regelschulen nur für deutsche Kinder zugänglich zu machen.

Und bei der Familienpolitik der AfD dreht sich mir der Magen um. Es wird klar Mutter-Vater-Kinder propagiert, wie sie mit Familien, die alternative Lebensentwürfe leben, umgehen würden, kann sich jede:r ausmalen. Selbst Alleinerziehende mit Kindern fallen für die AfD nicht unter Familie. Es gilt bei der AfD das 3-Kinder-Leitbild, da denke vermutlich nicht nur ich ans Mütterkreuz. Bei Scheidungen soll „Fehlverhalten“ stärker berücksichtigt werden, da klingt das Schuldprinzip von früher bedrohlich an.

Für mich geht die AfD in eine ähnliche Richtung wie Trump im Moment: „Wohlverhalten“ und „richtiges Lebensmodell“ in ihrem Sinne wird unterstützt (da ist man „sozial“), alles andere sanktioniert. Das erinnert mich schon sehr stark an die Zeit nach 1933.

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Wenn sie mal mit Lehrern reden würden🙄 Klar wären kleinere Klassen toll. Ich weiß schon, wie man das schafft:
-keine Teilzeit mehr möglich–> weniger Lehrer, da ich zum Beispiel mit kleinen Kindern dann nicht mehr arbeiten würde und die Pflege von meinem Papa nicht mehr möglich wäre, viele Lehrer sind auch nur in Teilzeit, weil Vollzeit kaum zu schaffen ist

  • mehr Stunden bestimmt bei gleichem Gehalt–> weniger Lehrer wegen siehe oben
  • mehr ungelernte Lehrer → es gibt bestimmt viele gute Lehrer, aber man merkt, dass Pädagogik fehlt. Leider haben wir auch schon einige schlechte Erfahrungen gemacht.

Was bei uns wirklich helfen würde? Mehr Kräfte wie Sekretäre, die Verwaltungsaufgaben übernehmen. Denn genau diese sind das, was viele belastet.

Söder meint ja uns hilft Genderverbot und Verfassungsviertelstunde. Ich kann euch sagen, dass das nicht hilft😆

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Sehe ich alles auch so. Aber bei meinem Beitrag ging es ja gar nicht um meine eigene Meinung, sondern darum, dass ich noch einmal nachfassen wollte, wie genau meine Gesprächspartnerin das sieht und ob sie die Widersprüche nachvollziehen kann :wink:

Ich weiß, ich hab versehentlich auf Dich und nicht auf @MissDaisy geantwortet, sorry!

Ich habe mich tatsächlich vor der Wahl genau mit diesen Themen beschäftigt im AfD Programm. Man muss ehrlich sagen, sie haben das sehr geschickt formuliert. Im Programm hört sich das klasse an. Ich habe dann die Auftritte von Weidel angeschaut, auch von anderen Politikern der AfD. Fachartikel gelesen, die Aussagen der Politiker zusammenfassen.
Zum Thema Klassengröße habe ich vorher etwas geschrieben.

Zur heimischen Landwirtschaft würde durch die AfD folgendes passieren. Austritt aus der EU. Das führt zum Wegfall wichtiger Absatzmärkte. Wir haben in einigen Bereichen eine Überversorgung und in anderen eine Unterversorgung (Geflügel). Durch den Wegfall der Subventionen der EU für unsere Landwirte trifft es die kleinen Betriebe besonders. Es würden davon über 50% aufgeben müssen. Zusätzlich kommen noch die Steuerpläne hinzu, die auch die kleinen Betriebe mehr belasten als die großen. Umweltleistungen von Landwirten würden nicht mehr vergütet, was auch wieder daran liegt, dass kleine Betriebe viele Umweltleistungen erbringen. Wenn es dafür keine Vergütung mehr gibt, fallen die Flächen aus der Nutzung oder werden intensiver bewirtschaftet(führt beides zu Artensterben/-verlust).
Wenn kleine Betriebe sterben, werden große stärker, weil sie die Flächen pachten. Wenn man das als Stärkung sieht, dann ist man bei der AfD an der richtigen Adresse.

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Ich fürchte, genau darauf würde es letztendlich hinauslaufen. Ein befreundeter Lehrer, der an einer Privatschule Konrektor ist und inzwischen auch mehrere Quereinsteiger eingestellt hat, sagt genau dasselbe wie Du. Fachlich sind die Leute oft top, aber didaktisch und pädagisch hapert es. Ich kann mir das auch sehr gut vorstellen. Ich bin Diplom-Mathematikerin, tue mich aber auch oft schwer, mich auf das Mathematik-Lernniveau meines Sohnes in der 5. Klasse hinabzubegeben und ihm etwas zu erklären, weil für mich das alles sonnenklar ist. Lehrerin würde ich mir nicht zutrauen. Unser Sohn hatte in der 4. Klasse einen Grundschullehrer, der eigentlich Gymnasiallehrer war, aber dann halt nach dem Abschluss umgesattelt hat, weil er dadurch in Wohnortnähe bleiben konnte. Er ist mit den Kids in der Grundschule auch nicht klar gekommen, weil er sich einfach nicht in diese kleinen Menschen reinversetzen und den Stoff entsprechend aufbereiten konnte. Da gab es ein Jahr lang nur Frust, und wir baden den Rückstand zT in diesem Schuljahr immer noch aus. Das sind jetzt nur Einzelbeispiele, und es gibt sicher auch Fälle, in denen es sehr gut klappt. Grundsätzlich hat es aber eben schon seinen Sinn, dass man im Studium explizit auf die spätere Schulform vorbereitet wird und auch das didaktische und pädagogische Rüstzeug bekommt.

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Hinzu kommt ja noch, dass man langfristig einfach auf ökologische Landwirtschaft umsteigen muss. Es bringt ja nichts, die Klimakrise wegzuignorieren. Hier müssen die Betriebe belohnt werden, die sich jetzt schon auf den Weg machen wollen bzw. schon gemacht haben.

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Ich verzweifle hier noch … ich habe doch mehrfach fett hervorgehoben, dass ich sie niemals wählen würde! Es ging mir um die Verdeutlichung, dass es ein paar (!) gute Ansätze (!) in deren Programm gibt.

Dass auch andere Parteien gewisse Punkte in ihrem Programm haben, steht doch gar nicht zur Debatte. Ist doch klar, dass es immer Überschneidungen gibt. Keine Partei kann das Rad neu erfinden.

Man kann nicht einfach einen Stempel aufdrücken, ohne die Programme der Parteien wirklich zu kennen. Ich habe aber das Gefühl, dass hier das viele tun. Und obwohl Du bereit bist, meine Argumente zu hören (oder lesen), rutschst Du wieder in eine Schiene, die ich nicht fahren will oder je wollte.

Da ich nach wie vor noch elend in den Seilen hänge und mir das bisschen Kraft, das ich zum Surfen habe, echt zu schade ist, um immer wieder die Bremse zu ziehen und klarzustellen, was nicht mehr mit mir und meinen Aussagen zu tun hat, beende ich für mich diese Diskussion an diesem Punkt und hoffe, Du verstehst das.

Bleibt alle gesund und macht einen grooooooooooooooooooßen Bogen um die Influenza. Das ist wirklich kein Spaß.

Meine Großmütter leben noch, sind aber zu jung, meine Urgroßmütter sind aber leider schon Tod. Habe sie nie kennengelernt.

Der Meinung bin ich nicht. Die konventionelle Landwirtschaft übernimmt viel vom ökologischen. Es hat beides seine Berechtigung.
Im Moment ist es eher so, dass die Weidepflicht dazu führen wird, dass mindestens ein Viertel der Betriebe wieder auf konventionelle Landwirtschaft umstellen müssen. Ich habe eher das Gefühl, dass es das Ende der Bio-Bewegung in der Landwirtschaft sein könnte. Wir werden wieder in Richtung der 90er- Jahre im Bereich Bio zurückgehen.

Yep. Trump liefert gerade einige dieser „familienfreundlichen“ Dinge. Schulbildung nicht gut? Behörde abschaffen die das feststellt. Frauen wollen Kartiere? Museen dazu zwingen Ausstellungen über Schwarze/queere/Frauen zu schließen. Die Armee musste auch schon Bilder und Geschichten in der Richtung aus dem Internet nehmen.
Einen Punkt hat die AgD sicher für ihre Hauptwählerschaft (Männer) gemacht. Sie haben schwammig ihnen mehr Rechte nach Trennungen an ihren Kindern zugesprochen.

Dafür wollen sie, auch schwammig ausgedrückt, es wieder so hinbekommen, dass einEinkommen reichen soll, damit ein Elternteil die ersten drei Jahre beim Kind bleiben kann. Also zurück zu KKK.

Ausserdem wollen sie nur noch die klassischen Familien aus Vater Mutter Kind als Familie anerkennen. Auch Alleinerziehen soll mehr oder weniger nur dann gefördert werden, wenn der Andere sich fügt.
Zitat
„ Der Vorteil einer besonderen Unterstützung durch die Solidargemeinschaft sollte nur denjenigen Alleinerziehenden gewährt werden, die den anderen Elternteil nicht aus der Teilhabe an der Erziehungsverantwortung und praktischen Erziehungsleistung hinausdrängen.“

Im Klartext: dein Mann verprügelt dich zwar, aber wenn du dich trennst und deine Kinder nicht zu dem Säufer lässt, bekommst du auch keine Unterstützung.

Wer die 60er wiederhaben möchte, wählt halt so. :face_with_symbols_over_mouth:

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