Du verdrehst die Aussage total bzw. legst sie Dir so aus, wie es in Deinem Sinn gegen sie ist. Das ist für mich keine Diskussionsgrundlage.
Ich verdrehe gar nichts. Ich habe mir das komplette Kapitel in
durchgelesen und kann ihrer Haltung nicht zustimmen.
Für mich ist es eine Frechheit, dass eine Frau, die einen Schwangerschaftsabbruch möchte, sich von Fremden bequatschen lassen muss und das dann auch noch Beratung heißt. Die richtige Adresse wäre die Gynäkologiepraxis, die so oder so die erste Anlaufstelle ist. Wenn schon Beratung, dann an einem Ort, an dem sich die Frau mehr oder weniger wohlfühlt (eine Frau geht ja nicht zu einer Praxis, in der sie sich nicht wohl fühlt).
Zudem darf man von den vermeintlichen 12 Wochen gleich noch mal zwei abziehen, denn es zählt nicht die Empfängnis, also der Eisprung, sondern die letzte Periode.
Eine Frau, die so lange zögert, dass die Schwangerschaft schon deutlich fortgeschritten und sichtbar ist, die das Kind sich bewegen spürt, hat die Schwangerschaft schon akzeptiert und will nicht abtreiben.
Doch. Es ist die SSW 12 nach Empfängnis bzw. SSW 14 nach letzter Periode.
Es gibt auch Frauen, die das Problem nicht sehen wollen und verdrängen… von Akzeptanz kann da nicht die Rede sein. Auch dann sollten Schwangerschaftsabbrüche als Möglichkeit verfügbar sein.
Eine Grenze muss es schon geben. Im 6./7. Monat ein Abbruch? Fände ich schon wirklich heftig.
Ich vermute (!!!) jedoch stark, dass bei anderen „Bedingungen“, eben z.B. keine Beratungspflicht, einige der Frauen, die ein Kind „heimlich“ bekommen und dann töten bzw. alleine zur Welt bringen und es dabei stirbt, eher bereit wären, zum Arzt zu gehen und sich - auf die eine oder andere Art - helfen zu lassen. Diese Kriminalisierung jedoch schreckt natürlich ab und macht Angst.
Ja, das ist heftig - aber wenn z.B. das Leben der Frau bedroht ist/sonstige medizinische Indikation. Oder eine erst spät entdeckte Schwerbehinderung des Kindes z.B. Spina bifida oÄ. Sollte allerdings hoffentlich sehr selten sein. Und schön finde ich das auch nicht. Ich finde nur, die grundsätzliche Möglichkeit sollte gegeben sein. Und das wird hoffentlich auch nicht übers Knie gebrochen!
Da stimme ich dir zu. @MissDaisy Alleine der „Walk of Shame“ - also, dass Frauen ein schlechtes Gewissen gemacht wird etc. empfinde ich als problematisch. Ich fände eine freiwillige Beratung besser. Oder eine Beratung direkt bei der Gynäkologin (ich glaube, das hattest du auch geschrieben). Wobei ich mir unsicher bin, inwieweit man das auf die Ärzte abwälzen sollte/kann.
Auf jeden Fall ein polarisierendes Thema - ich finde es echt nicht uninteressant, hier auch andere Meinungen dazu zu lesen. So könnte ich mir das unter Richtern auch vorstellen. Letztendlich müssen sie ja alle Argumente abwägen und gemeinsam zu einem Urteil kommen, oder?
Genau. Und sie müssen das Recht beachten. Sie diskutieren ja nicht im rechtsleeren Raum.
Da findet sich doch mittlerweile das viel größere Problem und deswegen wird das Thema immer wieder diskutiert: es gibt kaum Praxen und Kliniken, die Abtreibungen vornehmen. Durch die gesetzliche Regelung können sich diese leicht davon ausnehmen. Es wird nicht mal gelehrt wie ein Abbruch vorgenommen wird.
Die Versorgungslage ist, v.a. in Bayern, tatsächlich schlecht, das schrieb ich oben schon. Die rechtliche Situation ist mE aber nur ein Teilaspekt davon. Kein Arzt, keine Ärztin, keine Arzthelferin kann jemals gezwungen werden, einen Abbruch durchzuführen bzw. daran mitzuwirken, das wird immer eine Gewissenentscheidung bleiben. Hinzu kommt die Sorge vor Stigmatisierung der Praxis, wenn bekannt wird, dass sie Abbrüche durchführt (Aktivisten, Bedrohungslage etc.). Daran wird auch eine Legalisierung nichts ändern.
Teil der gynäkologischen Facharztausbildung sollte es aber unbedingt sein.
In Bayern sind 1/3 aller KKH in kirchlicher Trägerschaft, diese werden niemals Abtreibungen durchführen, ebenso, wie man in vielen kirchlichen KKH auch nicht die Pille danach erhält. In staatlichen KKH, wie etwa der Uniklinik Augsburg, wäre es allerdings schon wichtig, wenn dort sichergestellt wäre, dass Abbrüche nach der geltenden Rechtslage (nach Beratungsregelung, medizinische, kriminologische Indikation) durchgeführt würden, was nicht der Fall ist (nur bei medizinischer oder kriminologischer Indikation ist es dort möglich). Faktisch werden in Bayern über 50% der Abtreibungen in München durchgeführt.
Ich bezog mich auf die Praxis, in die man üblicherweise geht, quasi der eigenen Frauenärztin / Frauenarzt.
In der Klinik beraten lassen ist ja wieder „Fremdgebiet“.
Was wunderbar die Doppelmoral der Kirche herausstellt. Wie viele Skandale, auch in Bezug auf gefundene Babyskelette, also schwangere Nonnen, gab es da denn? Und dann so kommen? Vollkommen daneben.
Nicht jeder Frauenarzt berät zu dem Thema. Mein Frauenarzt hat zB einen sehr christlichen familiären Hintergrund und verweist bei dieser Thematik sofort weiter (weiß ich vom Fall aus meinem privaten Umfeld, die denselben Arzt hat), weil er damit nichts zu tun haben möchte.
Und was die Kritik an der Kirche angeht, rennst Du bei mir offene Türen ein, ich habe mit der Amtskirche überhaupt nichts am Hut. Ich sehe es als großes Problem, dass die Kirchen in der Gesundheitsversorgung eine so starke Position einnehmen und das katholische/evangelische Weltbild mit der medizinischen Versorgung verknüpfen, und das, obwohl sie nicht etwa durch Kirchensteuern, sondern komplett durch öffentliche Steuergelder finanziert sind. Das ist ein Unding. Vom Arbeitsrecht für die Beschäftigten, das auch speziellen weltanschaulichen Sonderregelungen unterworfen ist, ganz zu schweigen.
Ich finde jede Frau soll sich frei entscheiden können, und die Kirche soll sich aus der Politik heraus halten.
Wenn ich vergewaltig wurde, oder ein Kind das im Mutterleib schon auf eine schwere Erkrankung hinweist.
Ich sollte mich fragen wer kümmert sich um dieses Kind wenn ich Tod bin.
Eben. Davon rede ich doch. Beratungsstelle sollte die eigene Gynäkologische Praxis sein. Es sind aber andere Stellen, die beraten. Und das finde ich falsch.
Nicht jeder Arzt ist streng katholisch, aber die Ärzte sind aktuell sowieso nicht Beratungsstellen.
Soweit ich weiß, liegt das u.a. daran, dass man gewährleisten will, dass keine Interessenkonflikte entstehen. Der beratende Arzt darf in keinem Zusammenhang mit dem Arzt stehen, der den Eingriff vornimmt. Fände die Beratung in der Praxis statt, könnten sich Praxen gegenseitig Patientinnen zuschustern, sprich, Praxis A berät für Praxis B, die dann den Eingriff vornimmt, und umgekehrt.
Es ist mir egal, was die fadenscheinige Begründung ist und darum geht es auch nicht, sondern darum, dass Frauen mit der Taktik, sie zu Beratungsstellen zu schicken, die schon allein durch das Fremde abschreckend wirken, eine Hürde vorgesetzt wird, die die Entscheidung beeinflusst. Aber nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst.
Abbrüche werden keine florierende Einnahmequelle, wenn die Beratung neu geregelt wird. Selbst wenn eine Frau sich absolut sicher ist, dass der Abbruch sein muss, ist das keine leichtfertige Entscheidung. Das wird so gern vergessen.
Ich finde die Begründung nicht fadenscheinig, sondern sehr gut nachvollziehbar, hier muss Unabhängigkeit gewährleistet sein.
Ich sehe es nicht so, dass Beratungsstellen abschreckend wirken, im Gegenteil. Wäre ich betroffen, würde ich viel lieber zu einer eher anonymen Beratungsstelle gehen, wo mich niemand kennt, als zu meinem Arzt. Mir würde es viel leichter fallen, mit jemandem zu sprechen, der mich nicht schon seit Jahren kennt, und den ich auch danach nie wieder sehe, gerade, weil die Gründe für einen Abbruch ja meist sehr persönlich und oft schambehaftet sind (etwa prekäre Lebensverhältnisse). Meine Gyn-Praxis, wo sich das dann doch bis zur letzten Mitarbeiterin rumspricht bzw. in der Akte nachlesbar ist, ginge das nichts an.
Ich nicht.
Ich will meine Einstellung auch nicht verallgemeinern, sondern nur verdeutlichen, dass jede anders ist und Beratungsstellen nicht per se die unangenehmere Variante sind. Es gibt sicher viele, die deren Anonymität vorziehen, und ebenso viele, denen es in einer gewohnten Umgebung leichter fallen würde.