Ja, ist auch gefühlt so. Ich wäre als junger Mensch nie auf die Idee gekommen, teilzeit zu arbeiten. Das war auch früher wirklich nur üblich, wenn man eben ein Kind bekommen hat.
Wenn man es mit den Kolleginnen gut aufteilen kann, dann passt es ja.
Aber wenn zb die Teilzeitkollegin nur bis 14 Uhr da ist, und die (einzige) Vollzeitkollegin dann sämtliche Arbeit, die nachmittags anfällt, alleine erledigen muss bzw. nie mal früher gehen kann, dann ist es unfair.
WENN das Unternehmen dann auch jemand anders zusätzlich in Teilzeit anstellt .
Natürlich gibt es immer Gründe, Teilzeit arbeiten zu wollen, aber als Berufseinsteiger quasi schon solche Wünsche zu äußern ist doch eher ungewöhnlich. Ja, mehr Freizeit hätten doch alle gern. Und wenn man noch bei Eltern wohnt, kommt man auch mit weniger Geld aus. Aber irgendwann wird man doch auch ausziehen (und ev. eine eigene Familie gründen wollen), oder nicht?!
Aber vielleicht bin ich wirklich schon zu alt und kann das alles nicht nachvollziehen
Ja, es ist ungewöhnlich, aber wir stecken nicht in den Schuhen der anderen. Es gibt auch junge Leute, die mit Krankheiten zu kämpfen haben und es ihren Mitmenschen nicht auf die Nase binden, weil sie kein Mitleid und normal behandelt werden wollen. Das bezieht sich jetzt natürlich nicht, auf die angesprochene Kollegin (da ich sie und ihre Hintergründe nicht kenne). Ich will damit nur sagen, dass von außen nicht immer alles so ist, wie es scheint und ich es daher schön finden würde, wenn wir die Handlungen anderer nicht bewerten.
Fernab von Krankheiten, Familie etc. sind unsere Vorstellungen eines Lebensmodells auch unterschiedlich. Die einen wollen früh eine Familie und erst später ins Berufsleben, andere wollen gar keine Kinder, andere reisen lieber in jungen Jahren mehr (und arbeiten dafür weniger), andere arbeiten erst richtig und reisen dann.
Solange Lebensmodelle andere nicht verletzen und meine Kollegen, wenn sie arbeiten, alles geben, bin ich fein damit.
Und ausziehen bedeutet, dass der Teilzeit-Job finanziell nicht mehr ausreicht? Das wissen wir doch gar nicht. Eine Familie gründen funktioniert auch nicht, wenn man Vollzeit arbeitet oder anders gesagt, für die Kinder ist es schöner, wenn zumindest ein Elternteil zuhause ist.
Ich bin in einem Job, in dem Teilzeit fast schon zur Regel gehört und arbeite Vollzeit. Für mich passt das, weil es mit meinen aktuellen Lebensumständen übereinstimmt. Hingegen hat es früher, mit Anfang 20, nicht gepasst und das nicht wegen Kindern oder weil ich mehr Freizeit wollte
Ist ein echt spannendes Thema, hatte es (aus anderen Gründen) auch erst im Gespräch.
Ich muss zugeben, ich finde es rein als erstes Bauchgefühl auch merkwürdig/negativ, wenn jemand ohne erkennbaren Grund nicht Vollzeit arbeiten will.
Wenn ich dann drüber nachdenke warum ich das so empfinde komme ich glatt ins schwimmen. Weil, das haben auch schon viele gesagt: Es gibt viele Gründe dafür, nicht jeder muss die offenlegen oder sonst was und solang es für denjenigen passt, sollte es egal sein.
Dann weiter nachgedacht: Ich mache meinen Job gerne, bin gerne hier im Kollegenkreis etc., ich würde (vermeintlich grundlose) Teilzeitarbeit vermutlich als indirektes „mag den Job/euch nicht“ empfinden und fänd es deswegen schade.
Bei uns ist es aber auch so, dass nur Mütter in Teilzeit sind. Zwei ältere Kollegen haben aufgrund Pflege Angehöriger reduziert auf 70%. Wahrscheinlich kommt es mir auch deshalb „verwerflich“ vor, weil „nicht normal“.
Noch weiter nachgedacht ist es vllt. auch Unverständnis/ möglicherweise Neid im Hinblick auf „wie kommt man mit so wenig Geld aus“. Wenn ich nur 50% (oder bei einigen der Eltern-Kollegen noch weniger) arbeiten würde, würde ich kaum meine Fixkosten decken können.
Schwieriges Thema, aber am Ende: soll jeder glücklich werden mit dem was er will.
Ich habe trotz 41h Arbeitszeit genug Zeit 5x die Woche zum Sport zu gehen, Freunde zu treffen und meinen Haushalt zu schmeißen, wahrscheinlich ist das auch so ein Punkt an dem man erstmal denkt: Was wollen die alle mit Work-Life-Balance, kann man auch damit haben. Aber auch da ist jeder anders gestrickt und hätte eben gerne noch mehr freie Zeit.
Schade ist es nur, wie auch erwähnt, wenn das für die wenigen Vollzeitkräfte Mehrarbeit/weniger Flexibilität heißt. Es ist ok, wenn jemand anderes weniger arbeiten muss, aber ich sollte das mit meiner Arbeitskraft nicht für denjenigen „reinholen“ müssen, da ist meiner Meinung nach der Chef gefragt eine entsprechende Menge Personal zu haben, damit die komplette Arbeitszeit abgedeckt ist.
Puh, das heißt du beginnst Montag bis Donnerstag jeweils schon um halb 7?
@anndlich. ja ‚kann‘ Aber wenn nicht, bleibt wieder alles an der Mitarbeiterin hängen, die Vollzeit arbeitet. oder man muss in Teilzeit mehr arbeiten, weil die Arbeit ja erledigt werden muss - und dann ist ja wieder nicht teilzeit.
Und mit Familie gründen meinte ich, vorher ‚mehr‘ zu arbeiten, um sich auch was ansparen zu können - weil man eben dann mit Kindern ja erstmal daheim ist bzw. viel weniger arbeitet. Durch das Kind aber mehr Kosten auf einen zukommen.
Aber jeder soll so machen, wie er möchte, wenn es passt. Leider bekomme ich es immer wieder mit bzw. selbst erlebt, dass es eben oft nicht fair zugeht, wenn jemand Teilzeit ist und jemand Vollzeit. Weil die Vollzeitkraft „ja eh immer da ist“.
@Petra_Sch Und da stimme ich euch absolut zu. Teilzeit darf nicht bedeuten, dass alles an den Vollzeitkräften hängen bleibt! Das ist ein strukturelles Problem, das der Betrieb auffangen muss. Seis durch mehr Arbeitskräfte oder Umverteilung (Schichtensystem) der Teilzeitkräfte.
Der Unmut sollte dann aber Richtung Chefetage (und nicht der Teilzeitkräfte) gehen, die das Teilzeitmodell abnickt, aber die Arbeit/skräfte nicht anders verteilt.
Davon gehe ich eben auch aus - Das Team insgesamt regelt das und Teilzeit heißt nicht, dass man wenig arbeitet und viel liegen lässt. Wenn es an der Vollzeitkraft hängen bleibt, läuft da grundsätzlich etwas falsch und die Kompetenzen sind nicht richtig verteilt.
Es kann sogar vorteilhaft sein, denn die Teilzeitkräfte haben meist einfach mehr Energie, da sie ihre Kraft für weniger Stunden einsetzen können/müssen.
Eine meiner Freundinnen hatte eine 3/4-Stelle und hat dann irgendwann aufgestockt. Sie war erstaunt, dass sie einhundert (!!!) Euro mehr rausbekam als vorher, aber total k.o. nach Hause kam.
Das meinte ich eingangs - es ist nicht so, dass eine Teilzeitkraft so extrem viel weniger verdient. Auch ist es doch egal, ob da ein Kind ist oder die Oma krank oder die Person die Zeit für ein Hobby nimmt. Wenn die Kollegin mit dem Geld auskommt (ob zu Hause wohnen oder nicht, völlig egal), dann ist das so. Ja, das kann sicher Neid auslösen.
Doch das eigentliche Problem ist bei all solchen Dingen immer, dass man dazu neigt, sein eigenes Verhalten als das einzig n o r m a l e zu sehen. Endlich lassen wir alle Menschen so leben, wie sie möchten, erfinden deshalb eine neue Sprache (gendern), regen uns auf, wenn jemand in diesen Punkten nicht politisch korrekt auftritt, aber wir machen uns ein Bild davon, wer Teilzeit arbeiten darf und wer nicht? Kann ich nicht verstehen!
Zumal „Teilzeit“ nicht gleich „halbtags“ sein muss und selbst wenn, ist es nicht mein Problem, ob die gerade mal volljährig gewordene Kollegin mit ihrem Gehalt auskommt. Ich finde es traumhaft, wenn man sich in jungen Jahren ausleben kann, solange man das selbst finanziert (oder auch großzügige Eltern hat, ich gönne das!). Wer aber auf Staatskosten leben möchte, der hat von mir kein Verständnis. Das ist ein großer Unterschied, will ich meinen!
Ich glaube, der Knackpunkt ist einfach, dass du dafür kein Verständnis haben musst. Sondern einfach die Akzeptanz, dass sie eine andere Entscheidung trifft. Muss man erst Familie und Kinder haben, um mehr Freizeit haben zu wollen? Nur weil du andere Lebensentscheidungen triffst und dir das Geld, das du durch deine 40h-Woche verdienst, wichtig ist, heißt das ja nicht, dass es ihr genauso gehen muss.
Und es ist doch letztlich ihre Entscheidung und nicht deine. Ändern kannst du sie eh nicht (weder die Entscheidung noch deine Kollegin).
Ich hatte früher die gleichen Gedanken wie du (und bin auch in einer ähnlichen Situation), aber es nützt doch nichts sich darüber aufzuregen.Und manchmal sollten wir die Standards an uns selbst auch nicht zu hoch setzen. Es dankt dir niemand, wenn du dich selbst kaputt machst.
Das ist doch aber ein Fehler deines Vorgesetzten und nicht deiner Kollegen. Die Führungskraft hat doch die Aufgabe zu regeln, dass keiner benachteiligt wird und die Aufgaben gerecht verteilt sind.
ich finde es immer schlimm, da den Kollegen den Vorwurf zu machen.
Nebenbei bemerkt finde ich das Thema gerade unheimlich spannend. Ich mache seit einem Jahr bei einem Führungskräftenachwuchsprogramm mit und beschäftige mich deshalb gerade sehr intensiv mit solchen Themen. In der Theorie klingt das alles immer so einfach und logisch, aber man merkt immer wieder wie sehr an der Umsetzung noch gearbeitet werden muss und wie schnell sich Fehler einschleichen. Führungsarbeit ist eben auch Arbeit, die viele unterschätzen.
Es ist halt leichter für den Chef nach dem Motto vorzugehen „das regelt sich schon von alleine“. Klar, regelt es sich. Aber dann sind halt im Zweifelsfall auch nicht alle damit zufrieden. Und die meisten denken auch nicht darüber nach, was ihre Entscheidung, in Teilzeit zu gehen, für ihre Kollegen bedeuten könnte. Aber das ist ja auch nicht ihr Job, sondern der des Chefs
Ich hatte bei meiner alten Arbeit wegen Studium auf Teilzeit reduziert. Das Ende vom Lied war, dass ich am Wochenende gearbeitet habe, weil ich die gleichen Aufgaben in weniger Zeit schaffen sollte🫣
Und bei meinem Mann wäre Teilzeit zwar möglich, die Arbeit wird deswegen aber nicht anders verteilt. Man darf also das gleiche in weniger Zeit machen. Es gibt also noch viele Unternehmen, die das nicht so hinbekommen, wie man sich das erhofft.
Ich denke einfach, dass sich die Prioritäten geändert haben. Wenn ich sehe, wieviele Menschen aus meiner Generation Burnout, Depressionen oder Krebs haben, dann kann ich schon verstehen, dass die neue Generation es anders machrn will. Wir gehen Arbeiten und hoffen darauf, später Zeit für die schönen Dinge des Lebens zu haben. Doch oft geht dieses Lebensmodell nicht auf…
Ich würde gerne ein paar Stunden weniger arbeiten, was derzeit einfach nicht geht.
Ich kenne viele, aus allen Altersgruppen und mit verschiedenen Bildungshintergründen, die reduziert haben, Teilzeit arbeiten. Aber meistens sind es Frauen wegen familiärer Verpflichtungen, die reduziert haben. Davon würden einige gerne mehr arbeiten, aber dann müssten die Männer sich mehr um Haushalt und Kinder und Eltern kümmern und das wollen die nicht.
Dann keine ich beide Geschlechter, die Teilzeit arbeiten um mehr Freizeit zu haben oder auch einem Zweitjob nachzugehen, Ehrenamt machen usw…
Bei mir in der Firma sind viele Teilzeitkräfte. Da werden Aufgaben/ Zuständigkeiten einmal gepuzzelt, wer wofür verantwortlich ist. Und dann haben wir Öffnungszeiten also sind die je nach Absprache Mal vormittags, Mal nachmittags da bis eben abends Feierabend ist.
Bei Teilzeit ist ja oft das Problem, dass die meisten, vor allem, wenn es wegen Kindern ist, vormittags arbeiten möchten und einfach früher Schluss haben.
Auch ohne Kinder wollen die wenigsten bis abends oder spät nachmittags arbeiten. Das ist häufig das Problem.
Ich bin deiner Meinung, was macht sie wenn sie in Rente geht, die wird mickrig ausfallen. Man muss doch in die Zukunft denken.
Wäre mir auch zu langweilig mit 20 Jahren, einfach nur so abhängen.