Für mich macht es keinen Unterschied, ob Tiere leiden oder Menschen. Ich halte das bei beiden Lebensarten schlecht aus. Leider gibt es ja immer wieder Studien, die zeigen, dass wir hier in Deutschland eher Hunde retten als Menschen; wenn es in der Öffentlichkeit zu Gewalttaten gegenüber Tieren und Menschen kommt, neigen die Meisten von uns dazu, bei den Tieren einzugreifen, bei den Menschen aber nicht. Da heißt es dann: Das geht mich nichts an! Ich habe einige dieser Studien dazu gesehen und das Verhalten der Menschen in diesen ist für mich nicht nachvollziehbar und ärgert mich.
Ich finde es auch sehr skurril, wie wir uns als besonders tierfreundlich ausweisen und den Tieren menschliche Rechte ermöglichen möchten, sie gleichzeitig aber als Besitz ansehen, indem wir uns als ihre Halter oder Tierbesitzer bezeichnen. Ich habe da auch selbst erst kürzlich drüber nachgedacht … es ist vom reinen logischen Denken nicht miteinander vereinbar. Indem wir uns als ihre Halter oder Besitzer bezeichnen, reduzieren wir die Tiere wieder als weniger wert als wir es sind. Es ist nun eben so, dass wir handeln wie wir sprechen. Unsere Sprachweise spiegelt unsere Taten und Umgangsformen wieder. Auch in den Büchern.
Andererseits befinden sich viele andere Länder um uns herum nicht in so einem Dilemma an Widersprüchen. Zum Beispiel sind die Menschen in Rumänien (besonders die mittlere und ältere Generation) nicht so tierlieb in dieser Art; für sie sind die Tiere meistens noch Nutztiere und haben keine oder wenige Rechte. Bei uns in Portugal ist das genauso. Dort werden Tiere, die nicht gewollt sind, ertränkt. Die Menschen sehen es als Mitgefühl an, ihnen das Leid auf der Straße zu ersparen. Meine Oma meinte noch vor zwei Jahren zu mir “Die leiden ja nicht, es geht schnell.” Ich war entrüstet “Ertrinken geht nicht schnell! Das ist qualvoll !” Bei der jungen Generation sieht man langsam einen Wandel; sie beharren auf die Rechte der Tiere und versuchen diese mit Vermittlungen an Menschen mit einem gutem Zuhause umzusetzen. Ich glaube aber, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis solche Länder mit ihren alten Traditionen brechen und umdenken lernen.
Mir persönlich geht es nicht ums Verbieten, mir geht es um einen erweiterten Blickwinkel. Dieser Starrsinn den Tieren gegenüber ist weder menschlich noch tierlieb. Meine Oma hat mir nachträglich erzählt, dass sie es bereut, die Kätzchen ertränkt zu haben, als sie gesehen und erzählt bekommen hat, dass es für die Kleinen ein Zuhause hätte geben können … “Das war total unnötig, sie hätte ein Zuhause haben können.” Was ich dazu erwidert habe? Gar nichts. Sie hat es meiner Schwester erzählt, die war genauso wütend wie ich. Aber darum geht es: Nicht mit wütendem Finger auf die Menschen zeigen, sondern ihnen eine Alternative aufzeigen - denn sie kennen nur das alte Vorgehen. Früher war mir das nicht bewusst, heute schon. Auch zum Freund meiner Schwester - er ist Rumäne und sie fahren regelmäßig zu seiner Familie - habe ich ein offenes Gespräch gesucht, weil mich die Zustände bei ihm Zuhause mit den Tieren sehr mitnehmen.
Ich bin überzeugt, dass es auf die Art der Kommunikation ankommt. Wenn wir mit erhobenen Zeigefinger von oben herab auf die Menschen einreden, wird sich nie etwas ändern. Die Menschen reagieren in der Regel eher gegenteilig, werden trotzig und fahren ihre Mauern hoch. Wir müssen auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, wenn sich etwas ändern soll. Und die junge Generation macht es mit Taten vor und zeigt andere Wege auf, mit den Tieren umzugehen.
Laaanger Text, kurzes Fazit: Das betrifft auch die Art, wie Geschichten geschrieben werden. Eine Gesellschaft kann sich für andere Wege entscheiden, wenn sie diese aufgezeigt und zu lesen bekommt. Es ist ein Wechselspiel. Wenn ich nur immer wieder über die Ermordung von Tieren lese, halte ich es vielleicht für “normal”. Natürlich sind die Geschichten in den Romanen zur Unterhaltung gedacht, aber auch darin entdecken wir unsere Handlungen und Denkweisen wieder. Bücher spiegeln eben unserer Gesellschaft wieder. Und wenn verhäuft Autoren dazu kommen, die Ermordungen an Tieren in einer Geschichte zu verfassen, sagt das was über unsere Gesellschaft und ihre Wertvorstellungen aus. Bücher sind nicht klar abgegrenzt, auch sie verursachen Konsequenzen - welche das auch immer sein mögen, das ist ja unterschiedlich.
So sehe ich das Ganze Thema.