Tiere in Thrillern

Hallo zusammen,

ihr kennt doch sicher Arno Strobel, oder? Auf seiner Facebookseite stellt er sonntags immer sehr interessante Fragen, die in den Kommentaren diskutiert werden. Am 15.09. ging es um ein Thema, das ich besonders spannend fand, da auch ich besonders empfindlich reagiere, wenn Tiere in Büchern leiden. Und mich würde sehr interessieren, was ihr dazu denkt. Hier ist sein Beitrag:

Arno-Strobel

In den Kommentaren haben viele geschrieben, dass wir vor allem darum so große Schwierigkeiten damit haben, wenn Tiere gequält oder getötet werden, weil sie so wehrlos sind. Aber das trifft doch auch auf viele menschliche Opfer in Krimis und Thriller zu, oder? Was meint ihr: Warum reagieren viele von uns bei Tieren so empfindlich?

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Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass mir auch Morde oder Quälereien an Tieren oder Kindern in Büchern, Filmen oder auch im wahren Leben besonders nahe gehen. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass diese Geschöpfe so wehrlos sind. Natürlich gehen mir Morde an erwachsenen Menschen auch nahe, aber Kinder und Tiere gehen so gar nicht. Ich lese oft Bücher, in denen das passiert, bin dann auch empört und aufgebracht, aber ich würde nie einen Schriftsteller deshalb angehen. Das finde ich zu extrem, weil es ja in allen Fällen nur Fantasien sind (so hoffe ich), die aufs Papier gebracht werden. Die öffentliche Empörung darüber kann ich dann immer so gar nicht nachvollziehen. Das kann man aber ja auch so beobachten, wenn Meldungen auf Facebook oder dergleichen über Tierquälerei bekannt werden. Da werden Morddrohungen ausgesprochen und dergleichen. Das finde ich immer mehr als überzogen.

Ich habe vor Jahren mal einen Thriller gelesen, an den Titel und Autor kann ich mich nicht mehr erinnern. In dem Buch hat ein Mörder dem Hund des potentiellen Opfers beide Vorderpfoten abgehackt.
Ich lese sehr viele (fast nur) Thriller. Und ich kann mich nicht mehr an alle Taten an Menschen erinnern, jedoch noch nach Jahren an diesen Hund.
Warum das so ist? Ich denke, das ist, weil ein Hund erstens nix dafür kann (Okay, ein Mensch, der Opfer wird auch nicht) und die Tat nicht versteht. Im Gegenteil… oft Vertrauen in den Quäler oder Mörder hat. Ich denke, das ist es, was mich daran schüttelt. Dieses Urvertrauen, das enttäuscht wird. Anders als ein Mensch, der oft davon ausgehen kann, dass andere Menschen böse sind.

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Ich denke, gerade bei Tieren entwickeln wir Menschen einen riesengroßen Beschützerinstinkt. Ähnlich wie bei Kindern wird hier etwas ausgelöst, was wir selbst nicht steuern können oder nur in Ausnahmen.

Ich selbst lese generell sehr ungern Thriller, weil ich dieses “meucheln” und “quälen”, wie der Autor es benannt hat, nicht ertrage. Dazu kommt, das mehr Wahrheit hinter den Geschichten steckt, als manche von uns glauben. Wenn man diverse Interviews mit Thriller-Autoren liest/sieht/verfolgt, bekommt man das ein oder andere mit. Mich persönlich erschreckt es immer wieder und meine Paranoia schlägt massiv zu, dass es solche “Monster” tatsächlich dort draußen gibt…

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Ich glaube, man kann sich von Folter und Mord von Erwachsenen etwas mehr emotional distanzieren, da die Vernunft sagt, dass es fiktiv ist. Aber bei Tieren/Kindern werden sofort Gefühle angesprochen. Ich habe z.B. Horrorbücher und -filme früher inhaliert, aber seit ich Kinder habe, kann ich sie kaum mehr lesen/hören. Da mir alles gleich zu nahe geht. Irgendwie ist es bei Thrillern anders. Wahrscheinlich weil meistens das Psychologische und die Suche nach dem Mörder im Vordergrund steht.:thinking:

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Ich lese solche blutrünstigen Thriller nicht.
Grundsätzlich stört mich beides, Menschen oder Tiere. Warum der Autor angegriffen worden ist, verstehe ich nicht ganz. Wenn jemand diese, in meinen Augen, widerlichen Bücher liest, muss er auch damit leben können, wenn statt Mensch, ein Tier abgeschlachtet wird.

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Ich finde es lächerlich, sich über den Mord oder das Foltern von Tieren aufzuregen, aber ohne mit der Wimper zu zucken die grausigsten Taten an Menschen zu konsumieren. Aus. Ende.

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Ich finde es immer extrem schlimm wenn Tieren etwas passiert. Insbesondere Hunden (liegt vermutlich daran weil ich selber einen habe).

Die Morde und Taten an den Menschen in den Büchern sind natürlich schlimm und grausam und berühren mich natürlich auch, aber wenn einem Tier etwas geschieht dann kann ich das meist nicht einmal lesen und beginne fast zu heulen.

Ich denke es liegt zum Großteil daran das sie unschuldig und hilflos sind.

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Ich denke es geht hierbei nicht um das Aufregen sondern das Empfinden.

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Ich mag ausführliche Beschreibungen der Gewalttaten prinzipiell nicht. Deshalb finde ich Chris Carter auch unmöglich.

Bei Tieren und kleinen Kindern liegt es meiner Meinung nach an zwei Dingen - wir hängen unsere Herzen ganz besonders daran und sie sind nicht “auf Augenhöhe”, also schwächer, hilfloser.

Klar, der Mörder ist immer stärker. Aber greift ein Mann eine Frau an als Beispiel, dann kann sie sich anders wehren und auf Hilfe hoffen und danach rufen, als ein Kind oder eben ein Tier.

Ich empfinde auch, dass die “Untaten” an Tieren immer noch ausführlicher beschrieben werden, wie die an Menschen, auch von Autoren, die nicht so blutig schreiben, wie Carter.

Fast jeder hat oder hatte ein Haustier und hat sein Herz daran gehängt. Haustiere haben fast immer den Stellenwert von Familienmitgliedern und da eben dann die “Kindfunktion”. Deshalb reagieren wir so empfindlich und besonders betroffen.

Das ist im “wahren Leben” nicht anders. Nicht umsonst werben Spendenaktionen mit Tieren und Kindern, nicht mit Erwachsenen.

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Bei dem Autor haben sich aber Leute aufgeregt, wenn ich seinen Post richtig verstanden habe. Kam wohl schon einem Shitstorm nahe.

Ich mag Tiere, aber ich empfinde nicht anders als bei Menschen. Sie sind nicht “hilfloser” oder “wehrloser” als Menschen. Ein Mörder nähert sich seinem Opfer ja selten auf Augenhöhe, von daher haben selbst erwachsene, gut durchtrainierte Leute wenig Chancen, ihm zu entkommen.

Ohja! Das ist ein sehr interessanter Gedanke. Dass Tiere - zusätzlich zu ihrer Wehrlosigkeit - auch noch Vertrauen zu den Tätern haben, macht es nochmal grausamer.

Auf rationaler Ebene kann ich diese Argumentation absolut nachvollziehen. Auf emotionaler Ebene reagiere ich aber unterschiedlich (wobei ich grausame Gewaltdarstellungen ohnehin kaum aushalte). Kennst du das nicht?

Ich kann es nicht nachvollziehen, dass man die grausamsten Morde an Menschen (die in der Regel genauso hilflos sind, wie es Tiere wären) als gegeben hin nimmt, aber wenn einer Katze nur der Schwanz abgeschnitten wird, ausflippt. Da sind eindeutig falsche Prioritäten gesetzt!

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Für mich persönlich eigentlich der springende Punkt.

Das empfinde ich anders. Ein erwachsener Mensch kann natürlich genau so hilflos sein in einer schlimmen/extremen Situation.
Aber ein Tier hat niemals eine Chance gegen einen Menschen (außer ein Löwe etc., und nicht einmal dann wirklich).

Aber das ist bei mir sowieso ein wunder Punkt, wenn man bedenkt was der Mensch sich einbildet mit Tieren machen zu können/dürfen.

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Also mal davon abgesehen, dass ich überhaupt kein Spaß an Thrillern - ob jetzt blutig oder psycho - habe, weil ich der klassische Whodunnit-Leser bin: Doch, kenne ich eigentlich schon. Und natürlich schmerzt es mich, wenn Tiere gequält werden. Aber dann denke ich mir: Was heult hier hier rum? Das ist nur ein Buch. Ihr seid diejenigen, die Tiere quält. Ihr kauft das Billigfleisch im Supermarkt, ihr sorgt dafür, dass Massentierhaltung existiert, ihr seid schlimmere Tierquäler als es der sadistischste Mörder aus dem Buch je sein könnte. Euretwegen sterben jährlich Millionen megagequälter Tiere, aber wegen einer Szene im Buch macht ihr einen Aufstand?

So denke ich, so empfinde ich, sobald ich so was lese. Und ja, ich weiß, alle hier werden jetzt behaupten, dass sie a) sowieso nur Fleisch von glücklichen Tieren essen/kaufen oder sowieso nur höchstens zehnmal die Woche etc pp. Aber mir geht es um die Masse und das Prinzip.

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Für mich macht es keinen Unterschied, ob Tiere leiden oder Menschen. Ich halte das bei beiden Lebensarten schlecht aus. Leider gibt es ja immer wieder Studien, die zeigen, dass wir hier in Deutschland eher Hunde retten als Menschen; wenn es in der Öffentlichkeit zu Gewalttaten gegenüber Tieren und Menschen kommt, neigen die Meisten von uns dazu, bei den Tieren einzugreifen, bei den Menschen aber nicht. Da heißt es dann: Das geht mich nichts an! Ich habe einige dieser Studien dazu gesehen und das Verhalten der Menschen in diesen ist für mich nicht nachvollziehbar und ärgert mich.

Ich finde es auch sehr skurril, wie wir uns als besonders tierfreundlich ausweisen und den Tieren menschliche Rechte ermöglichen möchten, sie gleichzeitig aber als Besitz ansehen, indem wir uns als ihre Halter oder Tierbesitzer bezeichnen. Ich habe da auch selbst erst kürzlich drüber nachgedacht … es ist vom reinen logischen Denken nicht miteinander vereinbar. Indem wir uns als ihre Halter oder Besitzer bezeichnen, reduzieren wir die Tiere wieder als weniger wert als wir es sind. Es ist nun eben so, dass wir handeln wie wir sprechen. Unsere Sprachweise spiegelt unsere Taten und Umgangsformen wieder. Auch in den Büchern.

Andererseits befinden sich viele andere Länder um uns herum nicht in so einem Dilemma an Widersprüchen. Zum Beispiel sind die Menschen in Rumänien (besonders die mittlere und ältere Generation) nicht so tierlieb in dieser Art; für sie sind die Tiere meistens noch Nutztiere und haben keine oder wenige Rechte. Bei uns in Portugal ist das genauso. Dort werden Tiere, die nicht gewollt sind, ertränkt. Die Menschen sehen es als Mitgefühl an, ihnen das Leid auf der Straße zu ersparen. Meine Oma meinte noch vor zwei Jahren zu mir “Die leiden ja nicht, es geht schnell.” Ich war entrüstet “Ertrinken geht nicht schnell! Das ist qualvoll !” Bei der jungen Generation sieht man langsam einen Wandel; sie beharren auf die Rechte der Tiere und versuchen diese mit Vermittlungen an Menschen mit einem gutem Zuhause umzusetzen. Ich glaube aber, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis solche Länder mit ihren alten Traditionen brechen und umdenken lernen.

Mir persönlich geht es nicht ums Verbieten, mir geht es um einen erweiterten Blickwinkel. Dieser Starrsinn den Tieren gegenüber ist weder menschlich noch tierlieb. Meine Oma hat mir nachträglich erzählt, dass sie es bereut, die Kätzchen ertränkt zu haben, als sie gesehen und erzählt bekommen hat, dass es für die Kleinen ein Zuhause hätte geben können … “Das war total unnötig, sie hätte ein Zuhause haben können.” Was ich dazu erwidert habe? Gar nichts. Sie hat es meiner Schwester erzählt, die war genauso wütend wie ich. Aber darum geht es: Nicht mit wütendem Finger auf die Menschen zeigen, sondern ihnen eine Alternative aufzeigen - denn sie kennen nur das alte Vorgehen. Früher war mir das nicht bewusst, heute schon. Auch zum Freund meiner Schwester - er ist Rumäne und sie fahren regelmäßig zu seiner Familie - habe ich ein offenes Gespräch gesucht, weil mich die Zustände bei ihm Zuhause mit den Tieren sehr mitnehmen.

Ich bin überzeugt, dass es auf die Art der Kommunikation ankommt. Wenn wir mit erhobenen Zeigefinger von oben herab auf die Menschen einreden, wird sich nie etwas ändern. Die Menschen reagieren in der Regel eher gegenteilig, werden trotzig und fahren ihre Mauern hoch. Wir müssen auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, wenn sich etwas ändern soll. Und die junge Generation macht es mit Taten vor und zeigt andere Wege auf, mit den Tieren umzugehen.

Laaanger Text, kurzes Fazit: Das betrifft auch die Art, wie Geschichten geschrieben werden. Eine Gesellschaft kann sich für andere Wege entscheiden, wenn sie diese aufgezeigt und zu lesen bekommt. Es ist ein Wechselspiel. Wenn ich nur immer wieder über die Ermordung von Tieren lese, halte ich es vielleicht für “normal”. Natürlich sind die Geschichten in den Romanen zur Unterhaltung gedacht, aber auch darin entdecken wir unsere Handlungen und Denkweisen wieder. Bücher spiegeln eben unserer Gesellschaft wieder. Und wenn verhäuft Autoren dazu kommen, die Ermordungen an Tieren in einer Geschichte zu verfassen, sagt das was über unsere Gesellschaft und ihre Wertvorstellungen aus. Bücher sind nicht klar abgegrenzt, auch sie verursachen Konsequenzen - welche das auch immer sein mögen, das ist ja unterschiedlich.

So sehe ich das Ganze Thema.

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Was?:scream: Das finde ich sehr schockierend. In was für eine Gesellschaft leben wir?:see_no_evil:

Jetzt schockierst du mich aber: Hast du noch nie eine davon auf Phoenix oder anderen Berichten gesehen??? :flushed: Ui, das muss ich erst mal verarbeiten. :smirk: Leider ist das so, wir sind hier im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Heuchler. :no_mouth: Natürlich gibt es immer Ausnahmen, selbsterklärend! Es geht hier wie auch in den Studien ja um den Durchschnitt der Bürger.