Welche historischen Romane lest ihr gerade?

Nun ja, das kommt darauf an, wie man historisch definiert. Für mich gehört auch die jüngere Vergangenheit durchaus dazu. :slight_smile:

Ich habe auch den Eindruck, dass es im Vergleich zu anderen Genres relativ wenige Histo-Leserunden gibt.
Natürlich könnte das dadruch erklärt werden, dass es weniger Histo-Leser gibt. Aber andererseits sind Leserunden ja auch ein Möglichkeit, neue Fans zu gewinnen.

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Ich persönliche liebe Historische Romane und zwar in jeder Form. Sei es, dass es alte Bücher sind, die im 17. bis 20. Jahrhundert geschrieben wurden, oder Romane wie “Die Päpstin” oder “Der Name der Rose”, die heute geschrieben wurden, aber bestimmte Epochen und ihre Problematiken analysieren, oder auch historische Liebesromane, die einfach das Zeitalter von Pomp und höfischer Kultur als Hintergrund für eine Liebesgeschichte nehmen. Es kommt eben immer drauf an, was man selbst als historischen Roman bezeichnet. Generell finde ich, dass es da bei Lübbe viel gibt, z.B. bei LYX (ich bin überhaupt erst durch die Historischen Liebesromane auf den Verlag und auf diese Seite hier gestoßen)…

Ich lese gerade “Die Rettung der Highlanderin”. Konnte ich mir vor einiger Zeit mal gratis bei amazon runterladen.
Es ist eine eher seichte Liebesgeschichte, aber für zwischendurch ganz nett,

Zur Zeit lese ich von Maria W. Peter “Die Küste der Freiheit” über Auswanderer nach Amerika.
Davor war es “Der Gaukler und die Tänzerin” von Nicole Steyer. Das Buch habe ich mit 4 Sterne bewertet.

Ich lese jetzt gerade 1356 von Bernard Cornwell. Besonders weit bin ich noch nicht, aber zur Einstimmung reicht es.
Die Trilogie um die Gralssuche hat mir zwar nicht ganz so gut gefallen wie die Reihe um Uhtred, trotzdem bin ich gespannt, wie die Geschichte von Thomas of Hookton weiter geht.

Hallo zusammen bin ganz bei hier und mich gerade am einlesen…
Im Moment lese ich gerade “der Palast der Meere” von Gable, davor habe ich mich an Stephen Kings “Es” rangetraut! … Jetzt kann ich an keinem Kanaldeckel mehr vorbei gehen ohne hinzuschauen :grin:

Wie gefällt dir “der Palast der Meere”? Mir hat es gut gefallen.
Kennst du noch mehr Bücher von R. Gable?

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Ja hab alle von Gable gelesen und finde sie auch alle total super!! Wobei ich finde dass der Palast der Meere der schwächste Band der Waringham-Reihe ist…

Oje - bei mir steht der noch eingeschweißt im Regal, weil ich schon fand, dass Der dunkle Thron ziemlich abgefallen ist gegenüber den drei Vorgängerbänden. Daher konnte ich mich noch nicht aufraffen, und jetzt ist es noch schlimmer ;).
Dabei liebe ich die Bücher von Gablé eigentlich - von den beiden Büchern über Otto war ich total begeistert, und die “alten” Waringham-Bücher habe ich alle schon mehrmals gelesen. Aber gegenüber Henry VIII und Mary hat sie irgendwie total die Objektivität verloren, finde ich.

Ich bin mit dem ersten Teil über Otto nicht so wirklich warm geworden und habe mit dem zweiten noch nicht angefangen. Da werde ich wohl auf das TB warten und dann erst lesen. Was die Objektivität angeht, so finde ich solche Aussagen immer schwierig. Eine objektive Darstellung der damaligen Zeit ist wohl kaum möglich, da wohl keiner weiß, was genau geschehen ist. Auch die vorherigen Bände waren sicher nicht komplett objektiv. Es ist halt immer eher eine Interpretation der Fakten.
Zustimmen muss ich trotzdem darin, dass “Der Palast der Meere” nicht der beste der Saga ist. Nichtsdestotrotz würde ich nicht sagen, dass er schlecht ist, sondern eher immer noch besser als viele andere historische Romane.

Zum eigentlichen Thema: Ich lese momentan “Der silberne Adler” von Ben Kane, dem zweiten Teil um die vergessene Legion.

Das stimmt natürlich, in einem historischen Roman (oder auch ganz allgemein) kann es immer nur eine Annäherung an die tatsächlichen Fakten geben, da ja auch historische Quellen nicht unbedingt objektiv sind (Der Sieger schreibt die Geschichte ;)). Und das finde ich auch völlig okay.

Aaaababer: die gute, alte Bloody Mary als komplettes Unschuldslämmchen zu zeichnen, und ihre Regierungszeit dann in der Reihe komplett auszulassen, fand ich halt doch zu gewagt ;). Bei den Vorgängerbänden geht sie ja in den Nachwörtern oft darauf ein, welche Perspektive sie gewählt hat (z. B. Lancaster vs. York bei Das Spiel der Könige), und begründet ihren Standpunkt nachvollziehbar.
Und das kann man vom Nachwort beim dunklen Thron leider nicht behaupten, zumindest ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass sie die Hinrichtung von über 200 Protestanten in nur zwei Jahren mit einem lapidaren “sie war halt verzweifelt, weil es keinen Thronfolger gab” (komisch, war das nicht bei ihrem Vater auch der Anfang des Problems ;)? Dem wird seine “Verzweiflung” aber nicht zugutegehalten, dabei gab es in seiner laaangen Regierungszeit deutlich weniger Todesopfer zu beklagen.) und “es war ja nicht ungewöhnlich, Andersgläubige zu verbrennen”, rechtfertigt.

In einem ihrer Interviews habe ich mal gelesen, dass sie Henry regelrecht hasst. Und offensichtlich hat sie nicht mal versucht, sich ihm einigermaßen objektiv anzunähern. Meiner Meinung nach wäre es bei einer dermaßen unüberwindbaren Antipathie besser gewesen, sie hätte seiner Regierungszeit kein Buch gewidmet. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung, für mich war sie halt immer eine Autorin, die fundierte, spannende historische Romane geschrieben hat - und in dem Glauben hat sie mich mit Waringham 4 halt so weit erschüttert, dass ich mich schon gefragt habe, in wie weit man ihr in der Zeichung ihrer anderen historischen Figuren glauben kann.

Das Buch ist gut. Aber du hast recht, die Piraten sind bei der Waringham-Reihe ungewohnt.

Ich hatte auch Probleme mit “Der dunkle Thron”, aber mit “Der Palast der Meere” hatte ich keine Probleme, nur ist es ungewohnt das Waringham-Reihe viel in Amerika spielt.

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Da hast du wohl recht. Die Taten der Tochter gehen vor dem Hintergrund des Vaters, der als der große böse Mann dargestellt wird etwas verloren. Zwar kann man ihm seine Rolle in der Entwicklung seiner Tochter wohl nicht absprechen, trotzdem werden Marys Taten im Gegensatz heruntergespielt.
Soweit ich mich erinnere war aber die Darstellung von Elizabeth im nächsten Teil wieder differenzierter. Man sieht halt auch ihre Schwäche(n). Gewöhnungsbedürftig war hingegen in der Tat die starke Schiffskomponente, wie @Odenwaldwurm schon angesprochen hat. Auch die starke Zweiteilung des Romans war für mich erst einmal ungewohnt, empfand ich aber als nicht so schlimm.

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Aber ist das nicht auch wieder ein Fall von “Der Sieger schreibt die Geschichte”?
Mary tötet 200 Protestanten und wird zu bloody Mary
Karl und Otto töten tausende Sachsen bzw Slawen und bekommen den Beinamen der Große

Bei “Der dunkle Thron” hatte ich eher das Problem, dass ich mit den mitspielenden Warinhams nicht richtig warmgeworden bin.
Ich finde aber auch, dass das der schwächste Band der Reihe ist. “Palast der Meere” hat mir deutlich besser gefallen.

Suleika öffnet die Augen, von Güsel Jachina

Mir geht’s jetzt eigentlich weniger um die Darstellung der Geschichtsschreibung, sondern um die Herangehensweise der Autorin an ihr Thema ;).
Gablé schildert beispielsweise in Das Haupt der Welt die schreckliche Szene, in der König Heinrich hunderte erwachsener Slawen grausam hinrichten lässt und anschließend all ihre Kinder versklavt, aus Tugomirs Sicht, was das Grauen noch viel schlimmer macht, weil der als Geisel nichts für seine Landsleute tun kann.
Trotzdem stellt sie Heinrich aber nicht durchgehend als völlig durchgeknallten Psychopathen dar, im Gegenteil - beispielsweise im Umgang mit seiner Familie und mit seiner Leidenschaft für Singvögel zeigt sie ja auch eine komplett andere Seite dieser historischen Person. Da habe ich den Eindruck, dass sie der Figur gegenüber recht neutral eingestellt ist.
Bei Otto ist es so, dass er zwar “offiziell” als der Große bekannt ist, sie ihn aber trotzdem nicht als ausschließlich strahlenden Helden darstellt, sondern ebenfalls differenzierter betrachtet.

Und genau das will ihr bei Henry anscheinend nicht gelingen, von ihm kommt nur das Schlechteste zum Vorschein. Dass er gerade in seinen ersten Regierungsjahren viele Erfolge feiern konnte und vom Volk geradezu verehrt wurde, fällt komplett unter den Tisch. Natürlich ist Henry vor allem durch seine sechs Frauen in die Geschichte eingegangen, aber in seinen 38 Regierungsjahren ging es nicht immer nur um die nächste Ehefrau :wink:

Marys Feldzug gegen die Protestanten wird dagegen (warum auch immer, vielleicht um einen positiven Gegenpol zu ihrem despotischen Vater zu schaffen) verharmlost und entschuldigt - und zwar mit Argumenten, die man ebenfalls heranziehen könnte, um sich Henrys Charakter anzunähern. An ein ganzes Buch über sie hat sie sich aber nicht herangetraut.
Man hätte die Handlung des Buches auch ein paar Jahre später ansetzen, Nicholas zu einem Protestanten und Gefolgsmann der jüngeren Elisabeth unter Königin Mary machen können - und es hätte sogar mit demselben Titel veröffentlicht werden können. Dann hätte sie den ungeliebten Henry einfach ignorieren und Mary nachvollziehbarer darstellen können, und es wäre wahrscheinlich ein besseres Buch geworden :wink: (wenn man es genau nimmt, gibt’s ja eh genug Bücher über Henry VIII, aber kaum welche über Mary I.).

Ich seh da auf jeden Fall einen Unterschied, wie sie an die historischen Figuren in den beiden Beispielen herangegangen ist - sie hat halt eine entschiedene Meinung zu Henry, und die stand schon fest, bevor sie die erste Seite geschrieben hat. Mich hat das extrem gestört, denn die Ausflüchte, die sie für Mary findet, könnten für Henry genauso gelten oder aber für keinen von beiden.

Ging mir auch so, mit Nicholas bin ich auch kein Stück warm geworden, das kam dann noch obendrauf. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass sie sich in der Epoche nicht so wirklich zu Hause fühlt, das Mittelalter liegt ihr irgendwie mehr :wink:

Dann besteht ja vielleicht doch noch Hoffnung :wink:


Da ist auf jeden Fall etwas dran, Marys Jugend war auf jeden Fall traumatisch. Aber Henrys Kindheit war ja nun auch nicht unbedingt die einfachste, er wurde gar nicht zum König erzogen, sondern war eigentlich für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen - er hatte ja einen älteren Bruder, der allerdings vor Henry VII gestorben ist.
Dazu kommt, dass er im Gegensatz zu den meisten seiner Vorgänger aus dem Haus Lancaster praktisch keine Familie hatte, die es vielleicht mal gewagt hätte, ihm zu sagen, wenn er sich verrennt (seine Schwestern waren ja beide nicht mehr am Hof). Seine engsten Vertrauten waren immer irgendwelche Leute, die ihre eigenen Ziele verfolgten, und die ihn in die gewünschte Richtung manipulierten (Wolsey, Cromwell) - kein Wunder, dass er da irgendwann paranoid wurde. Und man darf auch nicht vergessen, dass er unter den Nachwirkungen der Rosenkriege aufgewachsen ist, da bekommt der fehlenden Thronfolger auch nochmal ein ganz anderes Gewicht.

Solange die Hoffnung uns gehört, Linda Winterberg

Habt ihr auch “Hiobs Brüder” von Gable gelesen?? Ist auch eins meiner absoluten Favoriten!!

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