Worüber ihr euch so ärgert ...?

Ich frage mich nur, ob das alles in den letzten Jahren schlimmer geworden ist oder einfach nur mehr zu Tage tritt. Depressionen, Selbstmord oder auch einfach die Vorstufen…man hat gefühlt überall Bekannte, Freunde, Verwandte, die betroffen sind.
Ich finde es wichtig sich Hilfe zu holen. Habe aber manchmal das Gefühl, das zu schnell Tabletten verschrieben werden. (Bekomme das bei Gesundheitsangaben von Kunden ja mit…)
Gerade bei jungen Menschen…

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Der Leistungsdruck ist schon sehr viel größer geworden. Das merkt man eben an psychischen Erkrankungen. Und früher gab es auch Depressionen, aber da das eine Frauenkrankheit ist, wurden Männer eben nie krank.
Und Suizide wurden und werden doch verheimlicht, weil das peinlich ist, weil man sich schämt…Dazu die ganzen Menschen mit Suchterkrankungen, die gab es schon immer in riesiger Anzahl und wird es auch weiterhin geben.

Ich bin nach der Schule raus und hatte frei. Heute haben Grundschüler*innen einen strengeren Lebensplan als ich mit 16 Jahren.

Genau so ist es. Mit den tolle fortschrittlichen Errungenschaften kam der Stress und Druck.

Nicht ohne Grund wird Entschleunigung immer beliebter.

Ich habe immer wieder von Suiziden gehört und das auch schon vor über 40 Jahren. Das digitale Zeitalter ermöglicht aber, davon auch dann etwas zu erfahren, wenn es nicht nebenan passiert.

Alles ist öffentlicher geworden. Auch ein weiterer Grund für psychische Probleme.

Es sollten Psychologen und Psychiater mehr gefördert werden. Anreize geschaffen werden für das Studium und Praxen.

Eine Hilfe wäre schon die Anerkennung der ganzen pädagogischen Beratungsstellen neben den psychiatrisch/ psychologischen. Dort arbeiten Pädagog*innen, zumeist mit diversen Zusatzqualifikationen, die dürfen nur keine Medikamente verschreiben. Und wer schonmal Hilfe benötigt hat, weiß, wie gut die ganzen Familien, Frauen und Gewaltberatungsstellen sind.

Aber eben “nebenan” wird es gefühlt immer mehr.

Ich habe das Gefühl, dass wir einfach zu “schnelllebig” sind.

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Deshalb ja - Entschleunigung.

Für mich eher im Promi-Bereich.

Der Mann meiner Tante hat sich erhängt, als ich in der Grundschule war.

Der Vater eines Spielgefährten hat sich mit Autoabgasen das Leben genommen, da waren wir so in der 5. oder 6. Klasse.

Inzwischen schon über 20 Jahre her, aber noch immer macht es mich fassungslos. Der Sohn einer ganz lieben Kollegin, die damals kurz vor der Rente stand, hat sich in deren Wohnzimmer erschossen.

Der Mitinhaber einer hier ansässigen Buchhandlung hat sich vor einigen Jahren in dem Haus erhängt, das er verkauft hat (nicht aus Geldsorgen, die kennt er nicht).

Der ehemalige Klassenkamerad, von dem ich es am allerwenigsten gedacht hätte, hat sich vor drei Jahren das Leben genommen.

Alles Männer.

Und was noch schlimmer als die Suizide war/ist, sind die Morde. Davon gab es auch erschreckend viele, die Menschen betrafen, die ich mehr oder weniger gut kannte (kein Wunder in einem solchen Kaff, auch wenn es sich “große Kreisstadt” schimpft). Täter und Opfer. Diese Taten zeigen meiner Meinung nach noch deutlicher, wie kaputt so viele Seelen sind.

Wäre es nicht so schwierig (damals wie heute), Hilfe zu finden, würden die meisten davon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch leben.

Zum einen ist es die Ellenbogen Gesellschaft, die zu Häufungen führt - zum anderen enthalte ich mich meiner öffentlichen Meinung, warum ich denke, dass es mehr zu nimmt, da es nur eine Mutmaßung ist und vermutlich einen Mob los tritt.
Es gab wohl auch mal eine Studie, dass wir gewisse Dinge von früher mit nehmen - beispielsweise permanenten Hunger, weil unsere Vorfahren hungerten und nun hat das Unterbewusstsein gewisse vorprogrammierte Ängste. Ähnlich wenn die Vorfahren im Krieg waren, quasi genetische Übernahme von PTBS (mal laienhaft ausgedrückt): Leider weiß ich nicht mehr wo ich das gelesen habe. War auf jeden Fall interessant.

Früher (und ich rede jetzt mal “nur” von 20 Jahren) war all dies verpönter. Man sprach nicht darüber, höchstens hinter vorgehaltener Hand. Zudem kannte man es nicht. Die unbekannte Fremde.

Ich kannte mal ein Mädchen, das stahl mit schätzungsweise 11 oder 12 Jahren die Tabletten ihrer krebskranken Mutter, da sie dachte sich damit das Leben nehmen zu können. Was sie bei den beiden Versuchen nicht wusste, dass die meisten Tabletten eine Art Schutz intus hatten, dass das Resultat war, dass es ihr schlecht ging, sie sich permanent übergab, und der Arzt dachte es sei eine Blinddarm Entzündung. Der Vater fand die leeren Streifen und fragte lediglich scherzhaft, ob das Mädchen nun heimlich die Pille nahm. Man wollte es nicht wahr haben.
So viele Zeichen, die man hätte sehen können, gab es in dem Leben des Mädchens, doch keiner wollte hinsehen.
Ich sehe es auch heute noch bei den “älteren Generationen”. Mann, ca. 65-70, sagt über seine eigene Schwester, die vermutlich auch ein psychisches Leiden hat, immer nur: Die hat’s halt an den Nerven. Die hat’s am Kopf. Das stimmt mich immer sehr, sehr traurig, weil es zeigt, dass es da immer noch etliche Defizite gibt.

Genau das meinte ich mit dem vorherigen Posting und genau deswegen möchte ich genau das niemals für mich, zumindest wenn es nicht absolut sein muss. Dann soll man mich lieber ausknocken. Ins Traumland schicken, aber nicht mit Mitteln ruhig stellen, die mich binnen kürzester Zeit abhängig machen.

Das stimmt ja eben so nicht ganz. Deshalb mein Posting oben. Medikamente in diesem Bereich gibt es total unterschiedliche. Die haben mit “ruhig stellen” nur manchmal was zu tun. Aber leider werden sie immer wieder darauf reduziert und dann geschieht genau das - die Leute fürchten sich, verteufeln die Medis, dabei sind zig Medis völlig anders.

Meine Freundin nimmt, wie gesagt, ihre Tabletten. Sie ist schon immer ein bisschen still gewesen, ist sie auch jetzt noch. Aber nicht aufgrund der Medis. Die stellen sie nicht ruhig im Sinne von apathisch sein. Sie nehmen ihr die innere Unruhe, die Ängste, die Panikattacken. Sie lassen sie am ganz normalen Leben teilnehmen. Ohne könnte sie das nicht.

Ich weiß nicht mehr genau, welcher Stoff ihr Körper nicht mehr herstellen kann (nicht wegen der Medis, sondern die Medis gleichen genau das aus). Auf alle Fälle ist sie dankbar, dass sie mit Tabletten ein normales Leben führen kann und sie kennt andere, die ihre Tabletten verweigern und dann kurz vor dem Suizid stehen. Dahin will sie nicht kommen und ich bin froh, dass sie darauf achtet. Allein der Gedanke, dass … nein, der geht gar nicht.

Ich hatte gestern schon geschrieben, :

Das ändert aber nichts an meiner Ansicht was ich mir für mich und meinen Körper wünschen, denn das ist meiner und nicht der eines anderen. Und in dem Satz vor deinem Zitat steht auch noch mal extra, dass ich das eben für mich nicht will.

Finde ich nachvollziehbar. Für mich würde ich auch erstmal (!) keine Medikamente wollen. Während meiner Borreliose stand das im Raum, weil ich kein Sonnenlicht vertrug (zur Bildung bestimmter Stoffe unerlässlich, dazu waren Schmerzen und Co auch nicht stimmungsfördernd gewesen), aber ich habe die Wochen lieber so durchgestanden. Wenn das allerdings nicht geht, finde ich es schon gut,dass es entsprechende Medikamente gibt, denn alles ist zu regeln, solange man nur am Leben ist.

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Will denn jeder Mensch Hilfe? Ich kenne genug, die keine Hilfe annehmen, egal ob von Freunden oder professionell.
Aber ich denke mal dieses Thema kann nicht diskutiert werden, da es feste Meinungen gibt.

Für mich persönlicj möchte ich so gut es geht auf Medikamente verzichten. Und meine Aussage mit den schnell verschriebenen Tabletten trifft ja allgemein zu. Wir haben viele Kunden, die Tabletten genommen haben, gerade bei den jungen Leuten. Und das dann während Prüfungen, für 4 Wochen oder keine Ahnung. Wo sich für mich nicht immer der Sinn erschließt. Da sie ansonsten gesund sind. Und weder Gespräche, noch sonst etwas haben/hatten.

Ich wollte doch auch nur noch mal erklären, dass es unterschiedliche Medis gibt und sie nicht automatisch den Menschen ausknocken.

Die Medis, die Du meinst, sind Extremfälle und werden nicht so oft verschrieben, wie viele denken.

Mehr wollte ich gar nicht sagen. :disappointed:

Deshalb schrieb ich

Das kann ich nicht unbedingt beurteilen. Aber viele Menschen, die ich kenne, wollen/wollten keine Hilfe.
Aber das kommt bestimmt auch auf viele Umstände an, schon allein wo und wie man aufgewachsen ist usw.
Bei mir persönlich wollen einfach zu wenig Hilfe, selbst schon vom Freundeskreis.

Die leben aber alle noch, oder? Ich bezog mich ja auf jene, die keinen anderen Ausweg mehr wussten und sich das Leben nahmen. Das finde ich schon einen wichtigen Unterschied.

Naja, ich schrieb meine Meinung zu einem Thema und bezog mich auf mich und du beginnst die Antwort mit:

Mein Standpunkt bleibt trotzdem der gleiche. Da gibt es kein richtig oder falsch.

Ich versteh was du sagen willst, aber dein Zitat ist dafür leider komplett aus dem Kontext gerissen.

Dann reden wir aneinander vorbei und das tut mir leid.

Ich bezog mich - auch mit dem Zitat - rein auf die (sehr verbreitete) Ansicht, dass Medis in diesem Bereich gleichzusetzen sind mit ruhigstellen usw.

Deine Meinung lasse ich Dir, genauso wie jedem anderen auch. Ich möchte auch auf keinen Fall falsch verstanden werden.

Medikamente sollten immer bedacht und auf den Fall bezogen angewandt werden. Gerade Antibiotika werden ja viel zu oft verschrieben.
Bei Depressionen können Hormon und/ oder Stoffwechselstörungen vorliegen, die sollten dann behandelt werden.
Hilfe muss angenommen und ernst genommen werden, sonst bringt das nichts. Und da muss jede*r den eigenen Umgang mit Menschen finden, die in einer schlechten Verfassung sind und sich nicht helfen lassen wollen.
Genauso sind aber die Hilfestrukturen bei uns eher schwierig, und auch der gesellschaftliche Umgang mit psychischen Erkrankungen ist noch verbesserbar…

Und was ich immer noch lernen muss, manchmal ist jemand einfach ein Idiot/ Arrogant/Egoistisch und das liegt nicht an der Erkrankung sondern am Charakter.

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Ihr unterhaltet euch über ein wirklich wichtiges Thema (Erkrankungen, Therapie, Medikamenteneinsatz). Vielleicht mögt ihr ja ein eigenes Thema dazu aufmachen?

Denn nach solch schwerer Kost habe ich ein paar Bedenken meinen heutigen Ärgermoment zu schreiben, der im Vergleich zu dem zuvor besprochenen belanglos ist.
:flushed:

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